Leverkusen Friedhofs-Pavillon bietet seit zehn Jahren Raum für Trauer und Trost

Leverkusen · 2006 fing alles an. Ein finnischer Holzpavillon von der Landesgartenschau wurde damals ausgesucht, der seitdem auf dem Friedhof Reuschenberg eine Anlaufstelle für Trauernde darstellt. "Das war ein einmaliges Projekt, dass es so in Deutschland noch nie gab", erzählte Gert-René Loerken, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises in Leverkusen, der zum zehnjährigen Jubiläum im Pavillon zu Gast war: "Das Entscheidende ist, dass man hier hingehen kann, um einen Kaffee zu trinken aber auch, um betreut zu werden. Gerade Menschen, die niemanden mehr haben, finden hier Personen, die offene Ohren haben. Auf diesem Wege sind auch viele ins Ehrenamt gekommen." Auch Bürgermeisterin Eva Lux betonte die Einzigartigkeit dieser Begegnungsstätte, dass es vor Ort auf dem Friedhof eine Möglichkeit gibt, seiner Trauer Raum zu geben.

 Der Holzpavillon steht den Besuchern des Friedhofs Reuschenberg zweimal im Monat offen. Foto: Ralph Matzerath

Der Holzpavillon steht den Besuchern des Friedhofs Reuschenberg zweimal im Monat offen. Foto: Ralph Matzerath

Foto: Matzerath Ralph

Beim geplanten Jubiläums-Gottesdienst kamen die Besucher allerdings nicht in die Friedhofs-Kapelle rein, da diese verschlossen war. "Wir haben uns dann dazu entschieden, den Gottesdienst 'open air' bei strahlendem Sonnenschein zu feiern. Das sollte wohl so sein", erklärte Dörthe Pollock, die Organisatorin und Leiterin der Begegnungsstätte. Das Thema "Scherben" hätte da gut zu gepasst. Jeder Gast bekam eine Scherbe in die Hand. "Um zu fühlen, was im Leben so alles schon kaputtgegangen ist", erklärte Pollock weiter, "aber es zeigt uns auch, dass wenn wir unsere Scherben zusammenlegen, wir gemeinsam etwas Neues entstehen lassen."

In dem Friedhofs-Pavillon haben seit 2006 viele ehrenamtliche Helfer eine neue Aufgabe gefunden. Nach einem Verlust im Leben bot der Pavillon ihnen eine Möglichkeit, sich einzubringen. In der Begegnungsstätte sind keine ausgebildeten Trauerbegleiterinnen vor Ort, sondern nur Menschen, die selbst schon mal mit einem Verlust zu kämpfen hatten und so ihre Erfahrungen mit Trauer, Wut und anderen Emotionen an andere weitergeben können. Eine ehrenamtliche Helferin bestätigt dies: Sie hätte ihren Mann verloren, mit dem sie über 40 Jahre zusammengelebt hatte. Der Verlust schmerzte. Mit ihrer Abschiedserfahrung möchte sie die Besucher des Pavillons empfangen, um ihnen Raum für ihre Trauer zu geben.

Öffnungszeiten Trauerpavillon: Jeden 2. und 4. Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr.

(hawk)
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