Leverkusen Foto-Ausstellung: "Das Leben im Frauenhaus ist so bunt wie draußen"

Leverkusen · Fröhlich lachend, aber auch tieftraurig sind die Gesichter der Frauen. Im Grunde spiegeln die Fotografien das gesamte Spektrum menschlichen Lebens wider. Denn Leben endet nicht hinter den Türen so genannter Frauenhäuser, die ihren Bewohnerinnern und deren Kindern Schutz und Sicherheit gewähren. Zum 35-jährigen Bestehen des Leverkusener Frauenhauses zeigt Fotografin Brigitte Kraemer, freischaffende Künstlerin aus dem Ruhrgebiet, nun in der Christuskirche (Dönhoffstraße 2) insgesamt 50 schwarzweiß-Bilder.

 Die Schau in der Christuskirche zeigt Bilder von Brigitte Kraemer (l.). Vorab schauten Regine Flechsig (M.) und Marion Röder (Frauenhaus) die Bilder an.

Die Schau in der Christuskirche zeigt Bilder von Brigitte Kraemer (l.). Vorab schauten Regine Flechsig (M.) und Marion Röder (Frauenhaus) die Bilder an.

Foto: UM

Entstanden sind sie in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser NRW und im Laufe eines Jahres in sechs nordrhein-westfälischen Frauenhäusern. Titel "Auf der Schwelle - Leben im Frauenhaus". Ausstellungseröffnung ist morgen, 17. April, um 10 Uhr während des Gottesdienstes. Noch bis 29. Mai sind die Werke im Wiesdorfer Gotteshaus zu sehen.

Aus guten Gründen bleiben Frauenhaus-Türen weitgehend verschlossen. Somit seien die Aufnahmen eine gute Gelegenheit, sagte Regine Flechsig vom Leverkusener Frauenhaus, um "Leben im Frauenhaus" zu demonstrieren. "Es ist so bunt wie draußen", ergänzte sie im Beisein von Pfarrer Dr. Detlev Prößdorf und der Künstlerin, die ihre Intention so beschreibt: "Auf diese Weise möchte ich das Thema Gewalt gegen Frauen und Kinder vielen Menschen zugänglich machen."

Aber es sind nicht nur die Fotos, die berühren. Es sind auch die fünf Porträts. Zum Beispiel das der Türkin Kezban, die ein Jahr im Frauenhaus lebte. "Mein Herz ist kaputt", wird die junge Frau zitiert, die mit ihren beiden Kindern vor ihrem gewalttätigen Mann floh, nachdem er ihr ein Messer an den Hals gehalten hatte. Oder das von Birgit, geboren 1962 in Wuppertal, die mit einem Tunesier verheiratet war, der sie und die beiden Kinder drangsalierte. Im Frauenhaus konnte sie eine Lebensperspektive und neues Selbstbewusstsein entwickeln. "Das müssten eigentlich mehr Frauen wissen, dass es so was gibt", berichtete sie im Interview mit der Fotografin, die froh ist, von den Bewohnerinnen in ihren Lebensalltag gelassen worden zu sein. "Dem Mut der Frauen, sich ihrer Situation zu stellen, ist es zu verdanken, dass ich sie ein Stück ihres Weges begleiten und ihren nicht ganz normalen Alltag fotografieren durfte", berichtete Kraemer.

(gkf)
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