Leverkusen/Köln Flüchtlinge mit Sprachkursen und Praktika schnell in Arbeit bringen

Leverkusen/Köln · Wer vor Krieg und Verfolgung flüchtet, hat oft anderes im Kopf, als an seine Schul- und Arbeitszeugnisse zu denken. Um Asylbewerber, die wahrscheinlich hierbleiben dürfen, möglichst schnell in Arbeit zu bringen, hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln, die auch für Leverkusen zuständig ist, nun ein eigenes Programm aufgelegt.

 20 junge Flüchtlinge haben bei Bayer im Herbst 2015 einen viermonatigen Kurs zur Berufsvorbereitung gestartet

20 junge Flüchtlinge haben bei Bayer im Herbst 2015 einen viermonatigen Kurs zur Berufsvorbereitung gestartet

Foto: Bayer AG

300 Plätze stehen in einem kombinierten Sprach- und Berufspraxis-Kurs für solche Frauen und Männer zur Verfügung, die in ihrer Heimat bereits einen Beruf hatten und hier schon erste Deutschkenntnisse erworben haben, 50 weitere Plätze gibt es in einem Kurs für 18- bis 25-Jährige, die noch keine Ausbildung haben.

"Ausreichende Sprachkenntnisse sind wichtig, um eine Ausbildung beginnen oder eine Arbeitsstelle antreten zu können", erklärt Christopher Meier, IHK-Geschäftsführer für die Aus- und Weiterbildung. Drei Monate Deutschunterricht sind für die jüngeren Asylbewerber vorgesehen, ehe sie ein einmonatiges Praktikum in einem Betrieb absolvieren. Bei den älteren Flüchtlingen mit Berufserfahrung sind vier Monate Deutschunterricht und zwei Monate Praktikum vorgesehen.

"Es haben sich schon über 50 Unternehmen aus der Region gemeldet, die einen oder mehrere Praktikumsplätze anbieten", berichtet Meier. "Die Bereitschaft, bei der Integration zu helfen, ist groß." Gemeldet hätten sich Betriebe aus fast allen Bereichen. "Vom kleinen Bürobetrieb bis hin zu großen Logistik- oder Versicherungsunternehmen." Die Firma Bayer beispielsweise hat im vergangenen Jahr schon selbst angefangen, Asylbewerbern sowohl Sprachkenntnisse als auch Berufsorientierung zu vermitteln.

"Den Unternehmen in der Region liegt das Thema am Herzen. Deshalb haben sie gebeten, dass die IHK es dieses und nächstes Jahr als einen Schwerpunkt aufgreift", berichtet IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt. Knapp eine Million Euro pro Jahr kosten ihm zufolge die neuen Kurse, die von der IHK-Stiftung angeboten werden. "Es gibt keine andere IHK, die ein solches Programm aufgelegt hat."

Alle vier Wochen starte in den nächsten Monaten ein neuer Kurs. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Asylbewerber bereits einen ersten Basis-Deutschkurs mit dem Abschluss "B1" absolviert haben. Gleichzeitig muss das deutsche Berufssystem erklärt werden. "In Syrien gibt es zum Beispiel keine Facharbeiter-Ebene", berichtet Meier. Eine Duale Ausbildung wie in Deutschland sei nur noch in Österreich bekannt. Die Prüfung und Anerkennung von ausländischen Berufs- oder Uniabschlüssen erfolge deshalb durch eine darauf spezialisierte Abteilung der IHK in Nürnberg.

Informationen über die Kurse gibt es im Internet unter: www.ihk-stiftung-koeln.de

(sug)
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