Leverkusen Feuer bei Momentive - Mitarbeiter beschuldigt

Leverkusen · Die Behörden ermitteln im Fall des Großbrandes bei der Chemiefirma gegen einen Angestellten wegen "fahrlässiger Brandstiftung".

 Blick auf den Chempark am Brandabend; Am 12. November 2016 brach in einer Anlage des Chemiekonzerns Momentive ein Großfeuer aus.

Blick auf den Chempark am Brandabend; Am 12. November 2016 brach in einer Anlage des Chemiekonzerns Momentive ein Großfeuer aus.

Foto: Uwe Miserius

Der Großbrand am Abend des 12. November vergangenen Jahres im Chempark ist längst gelöscht, teils vielleicht schon vergessen. Die Ermittlungen aber zu den Ursachen gehen weiter. Und richten sich nun nicht mehr gegen Unbekannt, sondern gegen einen 35-jährigen Mitarbeiter des Unternehmens Momentive, in dessen Räumen das Feuer ausgebrochen war. Der Vorwurf: fahrlässige Brandstiftung. "Nach Ergebnis der bisherigen Ermittlungen und des Sachverständigengutachtens soll bei der Abfüllung leicht brennbarer Flüssigkeiten die erforderliche Sorgfalt" außer Acht gelassen worden sein, berichtete Ulrich Bremer von der Staatsanwaltschaft Köln. So soll es nach derzeitigem Ermittlungsstand letztlich zum Brand auf dem Werksgelände von Momentive gekommen sein.

Der hatte an jenem Samstagabend einen Großeinsatz ausgelöst, der bis in die frühen Morgenstunden rund 175 Feuerwehrleute beschäftigte. Das Feuer hatte sich in dem sechsstöckigen Gebäude rasch im Erdgeschoss und der ersten Etage ausgebreitet. Die Beschäftigten eines benachbarten Phosgen-Betriebes hatten sich während der Löscharbeiten in einem speziell gesicherten Raum in Sicherheit bringen können, konnten von dort aus sogar weiterarbeiten. Verletzt worden war bei dem Großfeuer nahe des Rheins niemand.

Zunächst waren die Handy-App Nina und Sirenen rings um den Chempark ausgelöst worden. Vorsorglich. Denn zu dem Zeitpunkt wusste noch niemand, ob der Rußpartikelregen, der niederging, nicht schädlich sein könnte. Anwohner nahe gelegener Stadtteile sollten Fenster und Türen geschlossen halten. In den sozialen Medien tauschten sich bis tief in die Nacht Leverkusener Bürger über den Großbrand aus und hakten nach, wo es Informationen gebe. Chempark-Betreiber Currenta schaltete eine Hotline.

Alarmiert worden war auch in Köln, weil der Wind die Rauchwolken von Wiesdorf über den Rhein in den Norden der Domstadt trieb. Noch in der Nacht waren acht Messwagenteams ausgerückt, um in den nördlichen Kölner Stadtteilen sowie in Leverkusen von Wiesdorf über Bürrig und Rheindorf bis Hitdorf Proben zu ziehen. In der Luft wurde nach Angaben der Feuerwehren Leverkusen und Köln nichts Bedenkliches gefunden. Später hieß es: "Entwarnung für die Nachbarn: Durch den Brand bei Momentive bestehen keine Auswirkungen auf die Bevölkerung."

Lange hat es nach dem Brand gedauert, bis das Gutachten des Sachverständigen vorlag. Es war von der Bezirksregierung in Auftrag gegeben worden. Nun kommen die Auswertung dessen und die bisherigen Ermittlungen zu dem Schluss, der 35-jährige Mitarbeiter könnte das Großfeuer verschuldet haben.

"Der Beschuldigte lässt sich anwaltlich vertreten", merkt Staatsanwalt Bremer an. Bis es zu einem eventuellen Gerichtsverfahren kommen könne, sei es aber noch ein langer Weg. "Bisher läuft die Beweiserhebung. Ob es zu eine Anklage kommt oder nicht, ist bisher noch gar nicht abzusehen", erläutert Ulrich Bremer.

(RP)
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