Leverkusen Faust - etwas mager

Leverkusen · Der Literaturkurs der Käthe-Kollwitz-Schule fasste Goethes Werk in 20 Minuten und weniger Charakteren zusammen.

Leverkusen: Faust - etwas mager
Foto: Uwe Miserius

Goethes Faust gilt als das bedeutendste und meistzitierte Werk der deutschen Literatur. Deshalb beschäftigt sich fast jeder Abiturient mindestens einmal während seiner Schulzeit damit, und jedes Jahr findet der Theater- und Schauspielfreund zahlreiche Aufführungen auf europäischen Bühnen.

Nun brachte die Käthe-Kollwitz Gesamtschule Rheindorf ihre eigene Interpretation zu den Leverkusener Schul- und Jugendtheater-Tagen ins Erholungshaus - leider zählte dieses zu den Schwächeren. "Ein uraltes Stück, durch das sich schon zahlreiche Abiturjahrgänge quälen mussten", kündigte der Literaturkursus des 12. Jahrgangs seine Version an. Und ein wenige gequält wirkte auch die Inszenierung. Die Handlung wurde in 20 Minuten erzählt, wer da zehn Minuten zu spät kam, verpasste bereits die Hälfte des Stückes.

Obwohl es in Goethes Faust etliche Figuren gibt, konzentrierte man sich im Schauspiel auf die drei Hauptcharaktere Faust, Mephisto und Gretchen. Einen kurzen Auftritt hatten noch die Hexe und Gretchens Bruder Valentin. Da der Literaturkurs mehr Schüler als Rollen hatte, wurden die Rollen doppelt besetzt, so dass das Stück sehr skurril wurde.

An den Schülern lag es nicht, die spielten ihre Rollen gut, besonders Valentins Dynamik und Aggressivität gefiel. Vielleicht waren es die vielen Szenen (manche gingen gerade einmal 15 Sekunden), die es in den 20 Minuten zu sehen gab und mehr verwirrten, als eine verständliche Faustinterpretation zu präsentieren.

Schön waren die szenischen Mittel, mit denen gearbeitet wurde. Ganz modern versuchte hier zum Beispiel Faust, Gretchen für sich zu gewinnen. Das Schauspiel ist in diesem Moment reine Pantomime und der Text läuft vom Band, allerdings mit Frauenstimme. Ein kleiner Boxkampf zwischen Faust und Gretchens Bruder war ansehnlich, und die mit einem Overheadprojektor dargestellte Zwischensequenz, die die Zweisamkeit zwischen Gretchen und Faust darstellen sollte, war mit viel Liebe aufbereitet. Das war die gelungenste Szene.

Und als Faust auf Gretchens Frage "Wie hältst du's mit der Religion?" antwortete: "Frag mich doch lieber, wann wir miteinander schlafen", wurde das junge, sich amüsierende Publikum angesprochen. Dass das fast nur aus Schülern der Kollwitz-Schule bestand, bemängelte der Produktionsleiter von Bayer Kultur, Marc von Reth: "Die einzelnen Schulen, die an den Schultheaterveranstaltungen teilnehmen, bleiben leider eher unter sich. Es wäre schön, wenn diese sich in Zukunft gegenseitig unterstützen." Bei den einzelnen Workshops habe das schon ganz gut funktioniert.

Und die Schulkameraden der Aufführenden entlohnten den extrem kurzen Faust am Ende dann doch mit Applaus.

(RP)
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