Leverkusen Familientreffen bei Umbenennung in "Pfarrer-Schmitz-Straße"

Leverkusen · Die ehemalige Otto-Grimm-Straße im Wiesdorfer Zentrum wurde bereits vor einigen Tagen in "Pfarrer-Schmitz-Straße" umbenannt (wir berichteten). Nun wurde die Namensänderung auch offiziell enthüllt. Dabei erinnerte Pfarrer Detlev Prößdorf aus der Wiesdorfer Gemeinde an seinen "Vor-Vor-Vor-Vorgänger", wie er seinen Kollegen Johannes Schmitz nannte.

 Karolin und Daniel Stanke (Urenkel des Pfarrers), Gerda Schubert (Tochter), Elke Schubert (Enkelin), Ben Schubert (Urenkel, v.l.n.r.) mit Hund Loki.

Karolin und Daniel Stanke (Urenkel des Pfarrers), Gerda Schubert (Tochter), Elke Schubert (Enkelin), Ben Schubert (Urenkel, v.l.n.r.) mit Hund Loki.

Foto: Stadt

Besonders beeindruckt hätte ihn die Standhaftigkeit Schmitz' im Dritten Reich. Dabei hätte seine Pfarrers-Karriere ganz andere Wendungen erleben können. Denn der 1899 in Mühlheim geborene Schmitz wuchs zunächst katholisch auf. Während sein Bruder als Benediktiner-Mönch seinen Weg ging, entschied sich Johannes Schmitz für den evangelischen Ansatz und konvertierte 1919 nach abgeschlossenem Militärdienst während des Theologiestudiums.

Von 1927 bis 1932 war er zunächst als Gemeindepfarrer im Hunsrück tätig, ehe es ihn wieder nach Wiesdorf zog. Am 23. Januar 1933 wurde er in der Gemeinde der noch jungen Stadt eingeführt, da es Leverkusen gerade einmal drei Jahre gab. In einer Zeit, in der die Nationalsozialisten die Macht ergriffen. Das Gemeindezentrum, dass noch heute in der Pfarrer-Schmitz-Straße genutzt wird, war gerade einmal eineinhalb Jahre alt und galt als Musterbau für Gemeinden im Rheinland.

Ab 1934 wurde es allerdings für die Familie Schmitz sehr ungemütlich, da sich der Pfarrer auf die Seite der Bekennenden Kirche schlug und somit als Feind der nationalsozialistisch geführten "Deutschen Christen" galt. Daran konnte sich seine Tochter Gerda Schubert, die das Straßenschild mit weiteren Familienmitgliedern offiziell enthüllte, noch gut erinnern. Da seien viele Steine durch NSDAP-Anhänger ins Pfarrhaus geschmissen worden.

Die Predigten wurden von SA-Leuten bespitzelt, da man die "Barmer Theologische Erklärung" von Karl Barth missachtete. Schubert ist überzeugt, dass ihr Vater direkten Kontakt zu dem Schweizer oder auch zu Dietrich Bonhoeffer hatte. "Als Bonhoeffer im Gefängnis saß, hatte mein Vater ihn immer intensiv mit ins Gebet eingeschlossen", sagt sie. Die 1933 Geborene war damals noch ganz klein.

Ihr Vater wurde schließlich beurlaubt. Erst nach dem Krieg konnte Pfarrer Schmitz seine Tätigkeit wiederaufnehmen - nach dreijähriger Gefangenschaft in der Sowjetunion. Ab 1962 war er als Superintendent der neugebildeten Synode Leverkusens tätig.

Der Straßenname wurde geändert, nachdem bekannt geworden war, dass der frühere Namensgeber Otto Grimm als Stadtdirektor SA-Mitglied und überzeugter Nationalsozialist war.

(RP)
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