Leverkusen Falscher Engel aus Porz feiert blondes Jubiläum

Leverkusen · Es war 19.33 Uhr am Donnerstagabend als Guido Cantz die Bühne im Scala Club betrat. In dunklem Jeans, weißem Hemd, einem samtroten Sakko und schicker Fliege feierte der wasserstoffblonde Porzer 25-jähriges "Blondiläum". Sein Publikum hatte der erfahrene Entertainer wie eh und je im Griff.

 Feiert sein 25-jähriges Bühnenjubiläum: Guido Cantz.

Feiert sein 25-jähriges Bühnenjubiläum: Guido Cantz.

Foto: Patrick Liste

Nachdem einige Prominente und Kollegen - darunter unter anderem der elegante Schnurrbartträger Horst Lichter und Fernsehkoch Steffen Henssler - Cantz via Videobotschaft gratulierten, stieg der Mann des Abends grinsend vor die rund 300 Zuschauer - mit denen er sogleich Kontakt suchte. Er ging sofort ins Publikum und machte Witzchen.

Nun gibt es wohl zwei Publikums-Arten: Die eine, in der sich die meisten Menschen wegducken, weil sie keineswegs in das Mikrofon sprechen wollen. Und auf der anderen Seite diese, die gestern im Scala anwesend war. Das Publikum, das bereit zur Interaktion mit dem Künstler ist und sich nicht zu ernst nimmt, über sich selber lachen kann und dem Gastgeber durchaus mal Kontra gibt.

Insbesondere Klaus aus Ratingen hatte es Cantz angetan, der sich für seinen Wohnort auch von den anderen Zuschauern einiges anhören musste. Etwas besser traf es eine Frau aus Küppersteg. "Küppersteg, herrlich", sagte Cantz süffisant. Als die Frau anmerkte, das sei sicher peinlich, antwortete er: "Quatsch, das ist nicht peinlich. Peinlich wäre Fette Henne." Der Saal lachte laut, wusste die regionalen Witzchen zu schätzen. Dass Cantz sich auskennt, bewies er auch gleich zu Beginn, als er zunächst nicht von Leverkusen sprach, sondern Opladen begrüßte.

Ein weiterer Beleg für die gute Chemie zwischen dem jecken Künstler und seinen begeisterten Zuschauern sollte eine Träumerei des FC-Fans Cantz werden. Schließlich seien die Kölner fußballerisch erstmals seit Jahren international vertreten, da sei die Champions League nicht mehr weit. In Leverkusen erntete er dafür höhnisches Gelächter, das er grinsend hinnehmen musste.

Wer aufgrund des Titels ein reines Best-of erwartete, der sah sich ein wenig enttäuscht. Zwar erzählte Cantz aus seinen Anfängen einige Anekdoten, auch den ein oder anderen Witz aus den ersten Jahren, insgesamt aber war es eine Mischung aus neuem Programm und alten Schätzen.

Die Menschen im Scala Club wussten diese Mischung zu schätzen, hatten über zwei Stunden merklich Spaß. Auffällig war, dass es sich größtenteils um Zuhörer ältererer Jahrgänge handelte. Vielleicht, weil junge Menschen den Karneval mit all seinen Sitzungen, in dem Cantz bekanntlich größtenteils Zuhause ist, nicht verfolgen. Der Humor der Jugend verlagert sich vielmehr immer weiter hin zu kurzen Videos im Internet.

(RP)
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