Leverkusen Erfüllte Lebens(t)räume beim Klassiksonntag

Leverkusen · Die Westdeutsche Sinfonia um ihren künstlerischen Leiter Dirk Joeres begeisterte am vergangenen Sonntag im Leverkusener Forum.

 Wie schon die Einführung am Vormittag im Spiegelsaal war auch das Konzert der Westdeutschen Sinfonia im Forum gut besucht.

Wie schon die Einführung am Vormittag im Spiegelsaal war auch das Konzert der Westdeutschen Sinfonia im Forum gut besucht.

Foto: Willy Borgfeldt/WSL

Rundum glücklich und positiv beschwingt applaudierte das Publikum am Ende des ersten Klassiksonntags im neuen Jahr. Wie bereits die Einführung am Vormittag im Spiegelsaal war auch das Konzert im Forum gut besucht. Das lag - abgesehen vom ohnehin guten Ruf der Westdeutschen Sinfonia Leverkusen - sicher auch an einem attraktiven Programm ohne Unwägbarkeiten.

Bei der Stückauswahl hat der künstlerische Leiter Dirk Joeres den örtlichen Aspekt im zweideutigen Spielzeitmotto bei KulturStadtLev "Lebens(t)räume" berücksichtigt. Nach Böhmen und Mähren ging die Reise, deutlich hörbar in Kompositionen, die von der Landschaft beziehungsweise von der Volksmusik dieser Region inspiriert wurden.

Populärstes Werk war Bedrich Smetanas sinfonische Dichtung aus dem Zyklus "Mein Vaterland", in der die Zuhörer "Die Moldau" von der Quelle bis zur Mündung begleiten. Dirk Joeres ließ sein Orchester erwartungsgemäß kein üppig gerahmtes Landschaftsgemälde in dicken Ölschichten anfertigen, sondern setzte viel mehr auf eine bewegte und differenzierte Darstellung der ach so gut bekannten Musik. Und die blieb nicht nur zu Beginn gut durchhörbar, wenn sich das Wasser noch in kleinen, zarten Rinnsalen den Weg bahnt, sondern auch im späteren Verlauf, wenn die Moldau schon zu einem stattlichen Fluss angewachsen ist. Wenn in der Komposition die Streicher mit weit gespannter und weich gleitender Melodik die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich ziehen.

Anders als in vielen Interpretationen ließ die Westdeutsche durch glasklares Wasser bis auf den Grund blicken, wo Felsen und kleine Steine den Strom brechen und im Untergrund für unaufhörliche Bewegung sorgen. Ganz abgesehen von den vielen optischen Eindrücken und vom Geschehen am Ufer, die nuancenreich in Musik übersetzt wurden.

In gleicher lebendiger Weise hatten die Musiker den Abend mit der Ouvertüre "Karneval" von Antonin Dvorak eröffnet, und so endete er auch mit vier ausgewählten Slawischen Tänzen aus dessen Zyklen Op. 46 und 72. Ausgelassene Lebensfreude, Schabernack, wirbelndes Treiben, dazwischen auch ein kurzer Augenblick in lyrischer Melancholie, das macht wie in der rheinischen fünften Jahreszeit auch den Böhmischen Karneval Ende des 19. Jahrhunderts aus. Auch wenn dort nach einer anderen Rhythmik getanzt und gelacht wird.

Mehr von diesem durchaus ansteckenden irdischen Freizeitvergnügen vermittelten die farbig orchestrierten sklavischen Tänze, die Dvorak zunächst in der bescheideneren Fassung für Klavier zu vier Händen konzipiert hatte. Es gab tatsächlich einen gewissen thematischen Zusammenhang mit Friedrich Liszts zweitem Konzert für Klavier und Orchester A-Dur im Zentrum des Sinfoniekonzertes, das schon ein halbes Jahrhundert früher entstanden ist. Parallel zu diesem Konzert beschrieb Liszt den Budapester Karneval in seiner Ungarischen Rhapsodie.

Das Besondere an seinem Klavierkonzert ist die enge Verzahnung von Solopart und Orchester, eine Herausforderung, der sich Joeres aufmerksame Musikertruppe mit Selbstverständnis und Vergnügen stellte.

Mit Jonathan Gilad am Klavier hatten sie einen Partner, der nicht nur technisch die Anforderungen meisterte, sondern genauso auf Transparenz und Klarheit sowie musikalisch reiche Ausgestaltung setzte wie das Orchester.

(mkl)
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