Leverkusen Eisenbahngeschichte am Sensenhammer

Leverkusen · Vor 100 Jahren verkehrte noch eine elektrische Kleinbahn in Schlebusch. Sie verband von 1903 bis 1922 vier Haltepunkte im Schlebuscher Ortskern mit dem auf Manforter Gebiet liegenden Bahnhof Schlebusch an der Bahnstrecke Köln-Opladen.

 Renate Steudel und Gisela Schäperclaus (v. l.) vom Industriemuseum mit Reinhold Braun (Bergischer Geschichtsverein), Rolf Dieter Müller und OB Uwe Richrath bei der Einweihung eines alten Gleisstücks der "Kleinbahn Schlebusch".

Renate Steudel und Gisela Schäperclaus (v. l.) vom Industriemuseum mit Reinhold Braun (Bergischer Geschichtsverein), Rolf Dieter Müller und OB Uwe Richrath bei der Einweihung eines alten Gleisstücks der "Kleinbahn Schlebusch".

Foto: Uwe Miserius

Alleine im Geschäftsjahr 1912/1913 beförderte die Bahn etwa 178.000 Fahrgäste. Die Einnahmen aus dem Personenverkehr betrugen rund 31.000 Mark, der Güterverkehr brachte es auf 45.500 Mark. Der Betrieb wurde 1922 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt. Doch die Gleise blieben noch Jahre liegen.

"Ich kann mich zumindest gut an die Schienen in Manfort erinnern", berichtete Prälat Erich Läufer (89) am Samstag, als er das Stück dieser rostig-modrigen Schienen auf der Wiese am Schlebuscher Industriemuseum Sensenhammer vor sich sah. Vor drei Jahren hatte der Manforter Rolf Dieter Müller die Schienenstränge auf dem Gelände des Recyclingbetriebs von Thomas Steglich am alten Güterbahnhof von Morsbroich entdeckt. Sie waren verschüttet und konserviert in einem Bett aus Kies und Sand.

Müllers Interesse kommt nicht von ungefähr: Sein Urgroßvater war als Bahninspektor bei der Mülheimer Kleinbahnen AG beschäftigt, dem einstigen Eigentümer und Betreiber. Nun hat Rolf Dieter Müller dafür gesorgt, dass die wertvollen Zeitzeugen der Kultur-, Eisenbahn- und Verkehrsgeschichte an einem sicheren Ort untergebracht sind und demnächst noch ein Kiesbett erhalten. Eine Tafel mit Fotos gibt Aufschluss über die Bedeutung des alten, drei Schwellen breiten Gleisstücks.

"Wo kann eine historische Gleisanlage besser untergebracht werden als in einem Industriemuseum?", fragte Gisela Schäperclaus, Vorsitzende des Fördervereins Freudenthaler Sensenhammer, im Beisein von Oberbürgermeister Uwe Richrath und Vertretern örtlicher Geschichtsvereine. Die Einrichtung der Kleinbahn sei ein "weiser Entschluss" gewesen, lobte Richrath den Plan des einstigen Schlebuscher Bürgermeisters Heinrich Sürder. Der hatte das Projekt gegen Widerstände im Schlebuscher Gemeinderat durchsetzen können. Nach Meinung Sürders war die Bahn eine "notwendige wirtschaftliche Voraussetzung."

Müller gab zu bedenken: Hätte es der Betreiber damals nicht versäumt, die Kleinbahn an das Schienennetz anzubinden, könnte man heute noch mit der Bahn von Schlebusch-Mitte bis Köln fahren. Aktuell gibt es in der Politik wieder ähnliche Überlegungen.

Das Industriemuseum (Freudenthal 68, www.sensenhammer.de ) ist geöffnet: dienstags bis donnerstags von 10 bis 13 Uhr, samstags und sonntags von 12 bis 17 Uhr.

(gkf)
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