Schwebende Vision Eine Seilbahn für Leverkusen

Leverkusen · Was wäre, wenn... es eine "himmlische" Lösung geben könnte für die Staus in/um diese Stadt? Ein Gedankenspiel. Weiterdenken erlaubt.

 Es funktioniert schon: In Ankara verbindet eine Gondelbahn mit Zehner-Kabinen die Stadtteile Sentepe und Yenimahalle mit dem Metronetz.

Es funktioniert schon: In Ankara verbindet eine Gondelbahn mit Zehner-Kabinen die Stadtteile Sentepe und Yenimahalle mit dem Metronetz.

Foto: Leitner ropeways

Die Politik in der Stadt denkt - Pardon - verkehrt, weil immer nur in Asphalt oder in Schienen oder in Schiffen, wenn's darum geht, Lösungen für die Stauverquälungen in und um die Stadt zu finden. Die Einen wollen die Linie 4 - bisher Schlebusch-Endhaltestelle bis Köln - gleich bis Opladen durchverlängern. Die Nächsten wollen die A 542 über den Rhein bis Köln bauen, die Dritten ein Wassertaxi über den großen Strom für Pendler einrichten, die Vierten eine Umgehungsstraße um Alkenrath am Rande des Bürgerbuschs. Und keiner guckt mal nach oben.

Oder besser gesagt auf den Globus und dreht ihn Richtung Südamerika. Denn da machen große Städte vor, was für Leverkusen eine schöne Vision sein könnte: City-Seilbahnen sind dort der Renner. In der kolumbianischen Großstadt Medellín gibt's eine, in Boliviens Metropole La Paz mehrere, Bogota hat eine in Auftrag gegeben und und und. Die Südamerikaner haben erkannt: Die Seilbahn ist nicht nur etwas, um zur Skipiste hochzufahren, sondern auch ein urbanes Transportmittel.

In La Paz zum Beispiel gibt's ein ganzes Seilbahnnetz, das derzeit ausgebaut und dann das größte urbane Gondelbahnnetz der Welt sein wird. Allein in 2014 haben die Bolivianer dort drei Seilbahn-Linien eröffnet. Im Frühjahr dieses Jahres wurde beschlossen: Wir wollen weitere sechs Linien dazu. Bis 2019 soll so ein Seilbahnnetz von rund 30 Kilometern entstehen.

Und auch in weniger weiter Ferne sind Seilbahnen in Städten ein Trend - Ankara, London Koblenz. Alle haben sie welche. Selbst Köln hat eine über den Rhein, und in Schloss Burg fährt eine über die Wupper. Apropos: In Wuppertal gibt's immerhin eine Schwebebahn.

Der österreichische Seilbahn-Bauer Doppelmayr - nach eigenen Angaben Weltmarktführer in dieser Branche - nennt als Vorteile dies: Die Gondelbahnen überwänden Wohngebiete, Flüsse und die bestehende Infrastruktur "und schweben über sämtliche Verkehrsbehinderungen hinweg". Bitteschön: Stau auf der A3 und der A1, den Ringen dieser Stadt von Brandt bis Europa, der Alkenrather Straße - die Gondeln gondeln oberhalb.

"Derzeit leben etwa 50 Prozent der Weltbevölkerung in Städten, und diese Zahl wird sich in weniger als einer Generation auf 70 Prozent erhöhen. Aufgrund der steigenden Entfernung zwischen Wohn- und Arbeitsstätten und der ungeplanten Ausdehnung von Städten werden Siedlungsstrukturen immer komplexer und die bestehenden Verkehrsinfrastrukturen stoßen zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen", notiert Doppelmayr auf seiner Internetseite. In einer Pendler- und Autobahnproblemstadt wie Leverkusen sind diese Dinge längst bekannt.

Die bisherigen Vorschläge auch und ebenso die Fragen dazu. Beispiel Linie 4: Wo soll sie denn hin, die Verlängerung der Linie 4? Und bis wann soll's dauern, bis sie fertig ist? Und wann fährt sie zum ersten Mal? Und was sagen die Anwohner der Kölner Straße, wenn eine Bahn vor ihrem Fenster vorbeirattert? Ist eben nicht jeder ein Nostalgiker, der in Erinnerungen an die Linie "O" schwelgt.

Eine Seilbahn könnte quasi überall schweben und über allem. Würde noch nicht mal jeder merken, weil sie doch ziemlich leise sind, diese urbanen Gondelbahnen, die bei moderatem, aber nicht ständig ausgebremstem Tempo ihrem Ziel entgegenstreben.

Und wäre doch auch klasse, wenn der Stadtrat im Frühjahr einen schönen Gemeinschaftsausflug macht: nach Koblenz, um sich die Buga-Seilbahn anzusehen, nach Schloss Burg, um über die Wupper zu gehen, Pardon, schweben. Oder nach La Paz in Bolivien. Aber Vorsicht, nicht dass es nachher wieder heißt, das wäre eine Lustreise gewesen.

(RP)
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