Leverkusen Eine gebrochene Sommeridylle mit Sand, Muscheln und Wasserwellen

Leverkusen · Am Sonntag wird die Ausstellung "Theoretical Beach" des kubanischen Künstlers Diango Hernández im Museum Morsbroich eröffnet.

 Künstler Diango Hernández platziert Orangen auf Kupferrohr-Gebilden, hier in Form eines Leuchters.

Künstler Diango Hernández platziert Orangen auf Kupferrohr-Gebilden, hier in Form eines Leuchters.

Foto: Uwe Miserius

Weißer Sand, Muscheln und blaue Wellen, das riecht nach Sommer, Sonne und Urlaub. Die mittleren Räume von Schloss Morsbroich hat Diango Hernández mit wellenförmigen Wandzeichnungen versehen und auf seine Weise geflutet. Dabei hat er die langen Fluchten genutzt, die etwas Sicht auf den nächsten und übernächsten Raum freigeben. Exotische Früchte platzierte er auf Gebilden aus Kupferrohr, extra für dieses Gebäude in der Form barocker Leuchter. An beiden Enden des Hauses stoßen die Besucher auf Sandbänke, im wahren Sinne des Wortes. Es sind mit Sand gefüllte Holzobjekte in Stuhlhöhe, die zum Draufsetzen einladen, was wegen des sensiblen Zugangs ausdrücklich gestattet ist. Am Sonntag, wenn das Museum Morsbroich die Ausstellung "Theoretical Beach" eröffnet, sind sie erstmals freigegeben, und abends wird vermutlich einiges aufzufegen sein.

Hernàndez benutzt diese emotionale Komponente der Materialien, Farben und auch Formen, um tatsächlich die theoretisch-abstrakte Idee dahinter zu transportieren. Er ist auf Kuba geboren und aufgewachsen, lebt seit 2003 in Düsseldorf. Strand und Meer sind nicht nur die Orte seiner Kindheit, sie sind auch verbunden mit der politischen Situation, die durch die Annäherung an die USA gerade wieder einen entscheidenden Wechsel erfährt. Aktuell ist das zentrale Thema dieses Künstlers mit Migrationserfahrung die Wanderung der Kulturen und die Frage, wie und ob ein gemeinsames Verständnis gelingt.

Das Inselleben ist durchaus nicht nur positiv besetzt wie bei uns Strandurlaubern. Tropische Stürme, oft in Hurrican-Stärke, streifen Kuba mehrmals im Jahr. Diango Hernández hat diesen zerstörerischen Stürmen ein ausgesprochen ästhetisches Denkmal gesetzt, indem er die Verlaufslinien von bestimmten Hurricans mit weiblichen Namen aus dickem, rostigen Metalldraht formte. Leicht und ungefährlich schweben sie wie ein Mega-Mobile im Eingangsraum.

Hier im Erdgeschoss hat Hernández sozusagen das Fundament für seine zusammenhängende Viel-Raum-Installation oben gelegt. Hier setzt er Referenzpunkte und breitet das Vokabular aus, dessen er sich immer wieder bedient. Ein Raum ist ausschließlich Arbeiten von kubanischen Künstlern aus dem Besitz seiner Familie vorbehalten. Stück für Stück brachte er sie nach Deutschland, in dem Rollkoffer, der ebenfalls zu sehen ist. Mit sandgefüllten Metallschienen legte er den Grundriss seiner Wohnung in Havanna. Eine ausgetauschte alte Tür aus seinem Düsseldorfer Appartement versah er mit blauen Wellen. Die allgegenwärtigen Wellen stehen nicht nur für bewegtes Wasser, sondern für Sprache. In der Entstehungsphase als Übersetzungen der ausufernden Reden Fidel Castros.

"Diango Hernández. Theoretical Beach" bis zum Museumsfest am 28. August im Morsbroich, Gustav-Heinemann-Straße 80. Eröffnung Sonntag, 22. Mai, 12 Uhr. Geöffnet: dienstags bis sonntags 11 bis 17 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr. Öffentliche Führungen sonntags um 15 Uhr.

(mkl)
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