Leverkusen Ein warmer Unterschlupf für stachelige Gesellen

Leverkusen · Trotz ihres robusten Stachelkleides: Der Winter kann hart werden für die Igel hierzulande. Manchmal helfen Menschen.

 "Alle Igel, die etwa nur so groß wie eine geballte Faust sind, brauchen Hilfe", sagt Elisabeth Richartz. Die 81-Jährige kümmert sich seit fast 60 Jahren um die stacheligen Gesellen.

"Alle Igel, die etwa nur so groß wie eine geballte Faust sind, brauchen Hilfe", sagt Elisabeth Richartz. Die 81-Jährige kümmert sich seit fast 60 Jahren um die stacheligen Gesellen.

Foto: uwe miserius

Manchmal hört oder sieht man sie im Dunkeln. Besonders im Herbst rascheln Igel in der Dämmerung durchs dichte Laub und laufen auf ihren kurzen Beinchen manchmal über die Straße.

Ihr Stachelkleid schützt die Tiere vor Feinden - jedoch nicht vor Kälte und Hunger. "Alle Igel, die etwa nur so groß wie eine geballte Faust sind, brauchen Hilfe", sagt Elisabeth Richartz. Die 81-Jährige kümmert sich seit fast 60 Jahren um hilfsbedürftige Igel. Begonnen habe alles in den 1960ern - ein Professor habe damals dazu aufgerufen, allen Igeln, die am 1. Oktober weniger als 500 Gramm auf die Waage bringen, zu helfen. "Ganze Schulklassen zogen los, um Igel zu retten", erzählt Richartz. Sie habe damals Kindergruppen begleitet, im Keller überwinterten anschließend sieben Igel in Kartons. So habe für sie das Igel-Retten begonnen. Heute beherbergt sie immer noch Igel - allerdings seien es zurzeit nur vier Tiere. Zwei im Haus, und zwei in einem Anbau. "Alle kann ich nicht aufnehmen", sagt sie. Die anderen Tiere versucht sie über verschiedene Kontakte in artgerechte Hände zum Überwintern zu vermitteln.

Um den stacheligen Stupsnasen durch den Winter zu helfen, muss man sein Haus nicht zur Igelpension umzufunktionieren. "Im Garten sollte man Stellen mit aufgeschichtetem Laub behalten und abdecken, damit dieses nicht verweht wird", sagt Richartz. Die Igel bauen gewöhnlich ihre Nester darin, manchmal unter Terrassen oder anderen warmen Ecken, wo es auch bei beißendem Frost gemütlich bleibt. Ganz verkehrt wäre es, die Igel in den Wald zu bringen. "Sie lieben Wärme. Im Wald ist es aber meist schattig und kühl", sagt sie.

Außerdem bieten Blätterhaufen vielen kleinen Käfern, Asseln und anderen Insekten Unterschlupf - an diesen fressen die Igel sich satt und legen Fettpolster für die kalte Jahreszeit an. Die Männchen beginnen etwa ab Anfang Oktober mit ihrem fünf- bis sechsmonatigen Winterschlaf, es folgen die Weibchen. Jungigel ziehen sich noch später - etwa Anfang November - zurück. Bis dahin müssen sie ausreichend Fettreserven anlegen, damit sie ihren ersten Winter überstehen. Für junge Igel kann deshalb eine Zufütterung sinnvoll sein. Geeignet ist Katzendosenfutter, gemischt mit Haferflocken oder Weizenkleie. Richartz gibt ihren Schützlingen manchmal auch Bananen, anderes Obst oder sogar etwas frisch gekochtes Fleisch dazu. Zudem sollte den Tieren genügend Wasser angeboten werden, besonders, wenn Trockennahrung verfüttert wird. Milch und Essensreste sind dagegen nicht artgerecht und können den Tieren sogar ernsthaft schaden, berichtete der Deutsche Tierschutzbund. Auch Schnecken sollten an Igel nicht verfüttert werden, obwohl sie in freier Wildbahn auf dem Speiseplan der Säuger stehen, betont Richartz. "Die Schnecken können Parasiten übertragen."

Wer selbst einen Igel findet, kann sich bei Elisabeth Richartz melden und um Rat und Hilfe fragen: 0214 77755.

(juz)
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