Leverkusen Ein Verein, der Kinderseelen guttut

Leverkusen · Speziell für Kinder, die vom Jugendamt betreut werden, will "Der kleine Goldfisch" sichere Wohlfühl-Inseln schaffen.

 Studentin Charlotte Kook gehört zu den Mitarbeiterinnen des Vereins "der kleine Goldfisch", der sich um vom Jugendamt betreute Kinder kümmert.

Studentin Charlotte Kook gehört zu den Mitarbeiterinnen des Vereins "der kleine Goldfisch", der sich um vom Jugendamt betreute Kinder kümmert.

Foto: Uwe Miserius

Der Junge (10), den Charlotte Kook betreut, hatte keinen guten Start ins Leben. Noch immer leidet er unter Gewalterfahrung und mangelnder Aufmerksamkeit. Doch bei "Charly", so nennt er die 20-Jährige, die im vierten Semester Erziehungswissenschaften an der Uni Köln studiert, bekommt er all die Aufmerksamkeit, die er benötigt.

Zweimal wöchentlich kochen, backen oder spielen sie gemeinsam in der kleinen Lützenkirchener Wohnung Pfarrer-Klein-Straße 13, die eigentlich ein Büro ist. Denn der Junge ist ein "Goldfisch-Kind", seine Betreuerin ist eine "Goldfisch-Begleiterin".

Es liegt jetzt fast zwei Jahre zurück, als Dana Fischer, gelernte Sozialpädagogin und nebenbei Regisseurin bei der Volksbühne Bergisch Neukirchen, beschloss, sich für benachteiligte Kinder einzusetzen.

Mit Ehemann Thomas rief sie die "Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung von Kindern und Jugendlichen mbH" ins Leben und gab ihr den Namen "Der kleine Goldfisch". Ähnlich wie Goldfische aus einem Glas springen müssen, um im großen Teich zu landen, will der Verein seine Schützlinge so lange unterstützen, bis sie zum großen Sprung bereit sind. Der Verein existiert auf Spendenbasis und ist Teil des Netzwerks "Kinderarmut in Leverkusen". In den letzten Monaten gab es einige Projekte und Menschen, von denen Unterstützung kam. Beispielsweise sammelte der evangelische Kindergarten "Arche Noah" Präsente, die an Goldfisch-Kinder verteilt wurden.

"Man muss offen sein und was abkönnen", beschreibt Charly, die von Anfang an dabei ist und ihre Goldfisch-Tätigkeit als Praktikum fürs Studium nutzt. Wichtig sei auch, Nähe und Distanz zwischen Kind und Begleiter abzuwägen. Trotz einer gewissen Zurückhaltung, die Begleiter auf Zeit - drei Männer und sechs Frauen - an den Tag legen müssen, haben sie nicht nur ein offenes Ohr für Fragen der Kleinen, sondern bieten auch individuelle und verlässliche Begleitung im normalen Lebensalltag. Aktuell unterstützen sie zwölf Kinder in all ihren Neigungen und Fähigkeiten. "Charly" sieht bei dem Jungen "auf jeden Fall" schon Fortschritte.

Zumindest sagen die Lehrer, das sehr ernste Kind würde immer dann lächeln, wenn die Rede von Charly sei. Das Ziel ist eigentlich die 1:1-Betreuung, das heißt je ein Student soll sich um ein Kind kümmern. Mangels personeller Unterstützung klappt bislang aber noch nicht. "Deshalb sind wir weiter auf der Suche", so Dana Fischer. Speziell für Kinder, die vom Jugendamt betreut werden, will "Der kleine Goldfisch" Inseln schaffen.

"Kleine Lichtblicke für die Kinder sind unsere Erfolge", sagt Dana Fischer, die überzeugt ist: "Etwas davon bleibt für immer."

(gkf)
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