Leverkusen Ein Spaziergang im Schatten von St. Remigius

Leverkusen · Die RP hat zur Heimattour geladen - einem historischen Stadtrundgang. Den führte Toni Blankerts und verriet dabei manche Anekdote.

Spaziergang mit der RP Leverkusen
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Das Lied "Der treue Husar" kennt im Rheinland so gut wie jeder, hat das Bild von Willy Millowitsch vor Augen oder eines anderen Kölner Sängers, kann mitsummen. Aber wohl die wenigsten wissen: Das Lied ist auf Schloss Reuschenberg in Bürrig entstanden. Verblüfftes Lächeln strahlt Toni Blankerts aus den Gesichtern seiner Zuhörer entgegen. Und Blankerts wird sie noch oft mit Anekdoten und Begebenheiten verblüffen, über die er auf dem von der RP initiierten historischen Stadtrundgang plaudert.

"Im Schatten von St. Remigius" hat der Kenner Opladens seine Führung überschrieben - passender hätte es bei der Tour nicht sein können, bei der Blankerts und die Gäste jedes Fleckchen Schatten weidlich ausnutzen. Weitere Strecken - also etwa die zum längst abgerissenen Schloss Reuschenberg ("Blankerts: "Der Stadt waren da wohl die Renovierungskosten von 320 000 Mark zu teuer") absolvieren die mehr als 20 Teilnehmer gedanklich. Blankerts hilft teils auch mit alten Bildern weiter. Als er das von Vinzenz Joseph Deycks, besser bekannt unter dem Namen Rat(h) Deycks zeigt, merkt eine Führungsteilnehmerin an: "Schöner Mann." Gelächter folgt.

Und von "Nachtwächter" Toni Blankerts folgt vieles, was diesen Ausschnitt der Opladener Geschichte nicht nur informativ, sondern auch spannend macht: Etwa die Revolutionsnachwehen, die Deycks durch das Anlegen von Obstplantagen lindern wollte - Dietlinde Füsser merkt in Anbetracht der Bilder der früheren Streuobstwiesen an der Bielertkirche an: "War das aber idyllisch."

Oder die bewegte Historie des "Sorgenkinds" Stadthalle Opladen, der Weltersbacher Mühle am Wiembach und deren Teich, der das erste Freibad Opladens darstellte, bis die katholische Kirche Einspruch wegen der halb nackten Badenden einlegte.

Die größten Emotionen weckt Blankerts Tour wohl im kleinen Park neben dem Remigius-Krankenhaus. Wo sich heute Patienten und Personal erholen, trugen früher Opladener verstorbene Angehörigen zu Grabe. "Ich sage immer, das ist wohl das einzige Krankenhaus mit angeschlossenem Friedhof", scherzt Blankerts und erläutert dann die Historie des Ortes, den Christel May aus Hilden unbedingt noch einmal hatte sehen wollen. "Mein Großvater wurde 1922 hier begraben. Ich war früher oft in Opladen, weil wir hier viele Verwandte hatten", erzählt sie am Rande der Führung, während ihr Blick über die mit vielen großen Linden und anderen Bäumen bestandene Anlage schweift.

"Früher konnte man das Holzkreuz vom Grab von außen sehen. Das ragte über die Friedhofsmauer." Und auch Dietlinde Füsser, die mit ihrem Mann Dietmar in Leichlingen lebt, lässt den Blick über den alten Friedhof schweifen. "Hier am Hauptweg auf der linken Seite, da waren die Gräber von meiner Verwandten", erzählt sie. "Das Grab von meinen Urgroßeltern zum Beispiel." Überhaupt sei Opladen für sie interessant. "Meine Mutter war Schülerin auf dem Marianum, meine Tochter ist im Remigius-Krankenhaus geboren."

Toni Blankerts kommt wieder auf Rat(h) Deycks zu sprechen. "Der wollte auf dem katholischen Teil des Friedhofs begraben werden, das Grab sollte durch eine Linde gekennzeichnet werden. Aber welche von den vielen hier das ist, weiß niemand." Vielleicht findet Blankerts dass noch heraus, denn ein Tour-Teilnehmer gibt ihm quasi eine Hausaufgabe mit, als er fragt: "Warum steht an der Büste am Fürstenbergplatz Rath Deycks mit einem und auf dem Straßenschild wird er ohne H geschrieben?" Blankerts will recherchieren - und kennt beim nächsten Stadtspaziergang vermutlich auch diese Antwort.

(RP)
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