38. Leverkusener Jazztage Ein Abend in Tim Bendzkos guter Stube

Leverkusen · Zum Auftakt des Festivals gab es im Forum wenig Jazz, dafür rund 1000 begeisterte Anhänger(innen) des deutschen Popstars Tim Bendzko, der die Bühne zum Wohnzimmer umdekoriert hatte und mit seinen Hits und Coverversionen punktete.

 Mildes Licht aussendende Stehlampen und ein Mann, dessen Blick und Stimme manches Frauenherz höher schlagen lassen: Tim Bendzko füllte den Terrassensaal mit seiner Musik und entschuldigte sich bei großen Jazzfans.

Mildes Licht aussendende Stehlampen und ein Mann, dessen Blick und Stimme manches Frauenherz höher schlagen lassen: Tim Bendzko füllte den Terrassensaal mit seiner Musik und entschuldigte sich bei großen Jazzfans.

Foto: uwe Miserius

Leverkusen Schon im Forum-Parkhaus war zu erkennen, dass eine besondere Veranstaltung in der Luft lag. Die Parkplätze waren eine Stunde vor Veranstaltungsbeginn längst gefüllt. Wer noch einen Platz ergattern konnte, stellte auch direkt fest, dass viele Frauen das Konzert besuchen werden - der Duft von Kosmetikartikel und Parfum war nicht zu leugnen. Und tatsächlich waren gerade viele junge Frauen bei der Eröffnung der 38. Leverkusener Jazztage zu finden. Das lag natürlich an Tim Bendzko.

Der Frauenschwarm, der 2011 "nur noch kurz die Welt retten" musste, ist mittlerweile erwachsen geworden. Der 32-jährige füllt seit einigen Jahren die großen Spielstätten Deutschlands. Und dennoch ist er "keine Maschine", wie er es selbst in seiner Hit-Single ausdrückt. Deshalb entschied sich der Berliner mit seiner Band, neben den großen Tourneen eine kleinere Konzertreihe ins Leben zu rufen. "Aus einer einmaligen Idee mit maximal sechs Konzerten ist viel mehr geworden", verrät der Singer-Songwriter, der mit seinem neuen Album "Immer noch Mensch" die Nummer Eins der deutschen Charts anführte. Gleich nach dem ersten Konzert wussten alle Beteiligten, dass das Format namens "Mein Wohnzimmer ist dein Wohnzimmer" in gewisser Regelmäßigkeit zum Tragen käme.

Allerdings war das Bendzkosche Wohnzimmer, das gemütlich mit zwei Dutzend Vintage-Leuchten und zwei knallroten Ohrensessel ausgestattet, weit größer als die übliche heimische gute Stube. Schließlich waren mehr als 1000 Gäste ins bestuhlte Forum gekommen.

 Sie war dem Rock treu, doch vor einiger Zeit entdeckte Jasmin Tabatabai eine neue Liebe - den Jazz. Sie war mit dem "David Klein Quartett" im Scala.

Sie war dem Rock treu, doch vor einiger Zeit entdeckte Jasmin Tabatabai eine neue Liebe - den Jazz. Sie war mit dem "David Klein Quartett" im Scala.

Foto: UM

Und wie es in den eigenen vier Wänden so zugeht, hatte Bendzko seine persönlichen Hausregeln mitgebracht. Die erste Regel besagte, dass es wichtig sei, sein Wohnzimmer zu teilen. Deshalb bat er, dass alle Leverkusener Pärchen im Saal aufstehen sollten. Der Aufforderung folgte prompt fast der ganze Saal. "Ich merke, in Leverkusen ist die Welt noch in Ordnung", scherzte der Musiker, dessen Band neben den altbekannten Songs auch hin und wieder jazzige Töne anschlug. Obwohl Bendzko bereits zu Beginn zu verstehen gab: "An alle großen Fans des Jazz: Es tut mir leid. Wir sind keine Jazzband - und da sind wir heute Abend auch eiskalt."Dafür lieferte er eine unterhaltsame Show. Bei der Pärchen-Suche traf er auf Maik und Julia.

Den weiblichen Part des frisch verheirateten Paares holte er auf die Bühne, entlockte ihr, dass sie ihren Mann gerne mit "Bubbel" verbal liebkost, sang ihr mit "Beste Version" ein Ständchen und begründete die Aktion nicht ganz ernst gemeint: "Dein Bubbel hatte Angst, dass die Ehe nicht lange hält, deshalb rief er mich an, damit wir daran etwas ändern können."

Eine weitere Regel des Abends: Die Zuhörer durften zwischen zwei Coversongs wählen. Sie entschieden sich für "Und wenn ein Lied" von den Söhnen Mannheims. Die Interpretation des Künstlers kam zwar nicht an das Original von Xavier Naidoo und Co. heran, aber das störte die Besucher nicht. Sie hatten sichtlich Spaß und sangen nicht nur diesen Text lautstark mit. Sogar bei Matthias Reims Schlagerhit von 1990 "Verdammt ich lieb dich" war die Begeisterung groß. Manch ein Besucher hätte auf die Idee kommen können, dass dies nicht mehr viel mit Jazz zu tun haben könnte. Aber das junge Publikum bewies, dass Jazz mittlerweile weit mehr ist, als ein elitäres Angebot.

Im Opladener Scala, auch ein schönes Wohnzimmer, war's am Samstag denn auch jazzig-swingiger. Da spielten Schauspielerin und Sängerin Jasmin Tabatabai und das "David Klein Quartett". Und insgesamt? Das Team um Fabian Stiens hat zum Auftakt starke Arbeit geleistet. So darf es weitergehen. Die 38. Jazztage sind eröffnet.

(hawk)
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