Leverkusen Dorade im Erholungshaus

Leverkusen · Bin ich in einer Küche oder auf einer Bühne? Diese Frage stellen sich wohl alle, die die fotografierten Stillleben von Vera Mercer betrachten. Ab morgen zeigt Bayer sie im Erholungshaus.

 Die Dorade im Erholungshaus.

Die Dorade im Erholungshaus.

Foto: Bayer Kultur

"Diese Dinge passen auf dem Foto zusammen, im Kochtopf jedoch nicht", sagt Andrea Peters. Die Kunstreferentin steht vor einem überlebensgroßen Fisch, umringt von Blumen, Äpfeln, Trauben und Kerzen. Eines wird rasch deutlich: Diese vielschichtige Komposition ist keineswegs ein ganz gewöhnliches Stillleben. Ab morgen stellt Bayer Kultur die Fotografien von Vera Mercer im Erholungshaus Leverkusen aus. Die Lebensgeschichte der Künstlerin passe perfekt zum Schwerpunktthema dieser Spielzeit "Frauen", betont Peters.

Vera Mercer ist als Tochter des bekannten Berliner Bühnenbildbauers Franz Merz geboren, früh heiratete sie und stand danach im Schatten ihres ersten Ehemannes, dem Künstler Daniel Spoerri. Gemeinsam lebten sie in Paris und waren Teil der künstlerischen Avantgarde der 1960er Jahre. Ihr Durchbruch gelangte der Fotografin allerdings erst nach der Trennung. "Anfang der 1970er Jahre stieg die Nachfrage nach ihren Stillleben in ganz Europa an", betont die Kunstreferentin.

 Vera Mercer, in Berlin geboren, lebt in den USA.

Vera Mercer, in Berlin geboren, lebt in den USA.

Foto: Gerhard Kassner

Vera Mercer wohnt mittlerweile in Omaha im US-Bundesstaat Nebraska und druckt dort bis heute ihre Bilder selber. Das ist den übergroßen Ausdrucken anzumerken. Sie wirken fast wie Gemälde. Der Eindruck entstehe durch die weiche, faserige Oberfläche der Drucke, sagt die Expertin. Besonders, das Fell der inszenierten Tierköpfe wirkt durch diese Technik weich und eben wie gemalt. "Die moralisierenden Aspekte beim Umgang mit Essen sind wohl eher nicht ihr Thema", schätzt Andrea Peters. Für empfindliche Vegetarier sei die Ausstellung nichts, vermuten auch die anderen Betrachter beim Anblick des Fotos "Ruhender Wildtruthahn". Dabei sehen die Tiere, die Vera Mercer fotografiert, durch die umsichtige Inszenierung tatsächlich so aus, als würden sie nur ruhen. So auch der "Schlafende(r)Waschbär".

Auf diesem Werk sei aber vor allem die Hintergrundgestaltung interessant, sagt die Kunstreferentin, die Künstlerin spiele gekonnt mit Schärfe, Farbigkeit und Größe. "Man kann nicht sagen: ,Das hat sie sich von dem abgeschaut... oder mit der Technik ähnelt sie dem und dem' - Vera Mercer erschafft einen eigenen Stil", betont Andrea Peters.

Neben den Stillleben werden in der Ausstellung an der Nobelstraße auch Porträts der Fotografin gezeigt. "Damals war sie noch journalistisch unterwegs, jetzt wirken die Bilder eher wie inszenierte Kunstwerke auf einer Bühne", fasst Peters zusammen.

Mercer - sie hat den Namen ihres zweiten Mannes angenommen - entdeckte als Autodidaktion damals die Fotografie "und porträtierte in Paris und auf Reisen Künstler wie Marcel Duchamp, Robert Filliou, Niki de Saint Phalle, Jean Tinguely und viele andere", heißt es weiter. Es sind Schwarz-Weiß-Porträts, die in einem Prolog zur Ausstellung im Erdgeschoss des Erholungshauses gezeigt werden.

Die Werkschau zu Vera Mercer wird morgen, 3. September, eröffnet und läuft dann noch bis zum 12. November. Die Räume an der Nobelstraße 37 sind freitags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

(RP)
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