Leverkusen Doktorhut für Physiotherapeuten

Leverkusen · Seit 2012 ist Leverkusen Hochschulstandort. Zwei Professoren einer privaten Uni betreuen 100 junge Studenten.

 Den "Campus Opladen" gibt es bereits - die Professoren Melvin Mohokum und Michael Tiemann (rechts) arbeiten bei der Betreuung ihrer Studenten mit Medizinern des St.-Remigius-Krankenhauses und Experten von Bayer 04 zusammen.

Den "Campus Opladen" gibt es bereits - die Professoren Melvin Mohokum und Michael Tiemann (rechts) arbeiten bei der Betreuung ihrer Studenten mit Medizinern des St.-Remigius-Krankenhauses und Experten von Bayer 04 zusammen.

Foto: Uwe Miserius

Oft wird gesagt, Opladen werde als Hochschulstandort weiter gestärkt, sobald die Technische Hochschule Köln auf den Campus der Neuen Bahnstadt komme. Was viele nicht wissen: Leverkusen ist schon seit 2012 Hochschulstadt. In den Räumen des St.-Remigius-Krankenhauses gibt es einen Campus, an dem Studierende im Fach Physiotherapie mit Schwerpunkt Prävention und Gesundheitsförderung in dreieinhalb Jahren ihren Bachelorabschluss erwerben können.

Betreiber ist die private Stiftung Rehabilitation Heidelberg (SRH), die Dachgesellschaft eines Konzerns mit mehreren Tochterunternehmen, die im Gesundheits-, Bildungs- und Sozialwesen tätig sind. Weitere Hochschulen für Gesundheit gibt es nur noch in Karlsruhe und Stuttgart. In Leverkusen werden derzeit 100 junge Leute aus allen Bundesländern von zwei Professoren, aber auch Medizinern des Krankenhauses, niedergelassenen Ärzten und Experten von Bayer 04 unterrichtet.

Dass ein Studium für Physiotherapeuten angeboten werde, sei längst überfällig, unterstrich Michael Tiemann (58), Professor für Sportwissenschaften und Dozent des ausbildungsintegrierenden Studiengangs. In dieser Beziehung habe Deutschland großen Nachholbedarf. Von der Gesellschaft werde der Beruf des Physiotherapeuten immer noch unterbewertet. Doch der medizinische Fortschritt betreffe eben auch diese Tätigkeit.

Hinzu kommt: "In vielen Ländern der Welt ist ein Studium schon lange Standard", sagte Tiemann. In Amerika wundere man sich eher über eine dreijährige Berufsausbildung, ergänzte Melvin Mohokum (37), Professor für Therapiewissenschaften mit Schwerpunkt Physiotherapie und seit 2013 Dozent in Leverkusen. Man könne nach einem Bachelor- und Masterabschluss auch promovieren und als Spezialist in unterschiedlichen Bereichen und Aufgabenfeldern, etwa bei Krankenkassen, im Industriemanagement oder in der Patientenversorgung tätig sein. "Arbeitgeber suchen gezielt nach Physiotherapeuten mit Studium." Die Nachfrage sei so groß, dass die meisten Absolventen bereits vor ihrem Abschluss einen Arbeitsplatz hätten - mit entsprechend hoher Vergütung.

Seit die Bedeutung von Prävention und Gesundheitsförderung erkannt wurde, gab es schon etliche Reformen. "Das Berufsbild wird sich in den nächsten Jahren weiter komplett verändern", prognostizierte Mohokum. Gründe seien in der demographischen Entwicklung und der damit verbundenen längeren Lebensarbeitszeit zu suchen, für die Gesundheit unabdingbar sei. Abgesehen davon gebe es im Bereich der Physiotherapie noch viel zu forschen. Tiemann: "Wir sind in einer Phase des Aufbruchs. Es ist ganz spannend."

(RP)
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