Leverkusen Diskrete Ratgeber für Unternehmer

Leverkusen · Sieben ehemalige Führungskräfte aus Leverkusen und Umgebung unterstützen als "Wirtschaftssenioren" kleine und mittelständische Betriebe.

 Winfried Thelen, Hans Peters, Hans Rittinghaus, Hans Helmut Hack (vorne), Karl Kühnert (hinten), Günther Ottersbach und Peter Wilhelmi (von links) sind die Wirtschaftssenioren Leverkusen.

Winfried Thelen, Hans Peters, Hans Rittinghaus, Hans Helmut Hack (vorne), Karl Kühnert (hinten), Günther Ottersbach und Peter Wilhelmi (von links) sind die Wirtschaftssenioren Leverkusen.

Foto: Wirtschaftssenioren

Ein Handwerker, der keinen Nachfolger für seinen Betrieb findet, ein Existenzgründer, der eine gute Idee, aber keine Ahnung von Kostenrechnung hat, oder ein Unternehmer, der wissen will, ob seine strategische Ausrichtung erfolgversprechend ist - die Anliegen, mit denen sich Ratsuchende an die Wirtschaftssenioren Leverkusen wenden, sind vielfältig. "Wenn wir der Meinung sind, dass wir helfen können, schauen wir uns die Zahlen und das Unternehmen genau an", berichtet Sprecher Peter Wilhelmi. Er hat die Leverkusener Wirtschaftssenioren im vergangenen Jahr mit Unterstützung der Wirtschaftsförderung (WFL) mitgegründet. Mittlerweile geben sieben ehemalige Führungskräfte aus der Chemiestadt und der Umgebung - "alles Unruheständler zwischen 60 und 70" - ihr Wissen an kleine und mittelständische Firmen weiter.

"Wir treffen uns einmal im Monat mit der WFL und besprechen unsere Fälle", sagt Wilhelmi. So könne man die Hilfe für einen Unternehmer auf breite Füße stellen, denn jeder der sieben habe andere Spezialkenntnisse. Wilhelmi, der in Leverkusen geboren wurde, war zuvor bereits fünf Jahre bei den Wirtschaftssenioren Rhein-Berg tätig. "Häufig kommt bei unseren Prüfungen etwas anderes heraus als erwartet." Zum Beispiel glaube die ein oder andere Führungskraft, sie habe ein Vertriebs- oder Umsatzproblem. "In Wirklichkeit ist aber der Geschäftsführer selbst das Problem", sagt Wilhelmi. Das stelle sich etwa bei Gesprächen mit Mitarbeitern und der Ehefrau heraus. Und dann komme es darauf an, dass man die Erkenntnisse dem Ratsuchenden mit Fingerspitzengefühl vermittele. "Man muss dem Geschäftsführer sagen, dass er das Problem ist. Sonst macht es ja keiner."

Nachfolgeprobleme seien häufig hausgemacht. "Wer seinen Betrieb in gute Hände geben will, muss sich frühzeitig darum kümmern", sagt Wilhelmi. "Aber viele Unternehmer können nicht loslassen und machen sich erst auf die Suche nach einem Nachfolger, wenn sie gesundheitlich nicht mehr so können wie bisher. Das ist oft zu spät."

Für ihre Arbeit verlangen die Sieben eine Aufwandsentschädigung. "Jeder von uns hat zwei bis drei Fälle, die wir über Monate begleiten", berichtet Wilhelmi, der früher bei Bayer tätig war. "Wenn wir helfen können, freut uns das. Wenn nicht, kann es auch sehr belastend sein." Etwa, wenn eine Firma so herunter gewirtschaftet sei, dass sie sich nicht mehr retten lasse. Manchmal brechen sie auch die Beratung ab. "Nämlich dann, wenn wir merken, dass jemand unsere Tipps nicht umsetzt und immer mit denselben Anliegen kommt." Noch etwas haben die Sieben festgestellt: "Die jüngere Unternehmergeneration ist mehr auf ,Life Balance' aus und will nicht mehr 24 Stunden sieben Tage die Woche über die Firma reden." Das sei für viele ältere Unternehmer kaum verständlich. www.wsln.de

(sug)
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