Leverkusen "Die Stadt kann derzeit nicht eigenständig überleben"

Leverkusen · Der Oberbürgermeister hat am 1. Januar seinen Geburtstag gefeiert, spricht aber in unserer Kolumne lieber über ernste Themen.

 Chempark-Leiter Dr. Ernst Grigat (l.) zeigte Uwe Richrath (v.l.) den Chempark Leverkusen erst am Modell, dann ging's zur Rundfahrt.

Chempark-Leiter Dr. Ernst Grigat (l.) zeigte Uwe Richrath (v.l.) den Chempark Leverkusen erst am Modell, dann ging's zur Rundfahrt.

Foto: Currenta

Auf Rundfahrt durch den Chempark hat sich Uwe Richrath Mitte der Woche begeben. Chemparkleiter Dr. Ernst Grigat hatte den Oberbürgermeister dazu eingeladen, sich vor Ort einen Eindruck des Geländes und der ansässigen Betriebe zu machen.

Das passt eigentlich ganz gut. Denn Richrath hält an dem fest, was schon sein Vorgänger Reinhard Buchhorn vorangetrieben hatte und dann von der Seveso-II-Richtlinie erstmal ausgebremst wurde: die Aufhübschung des südlichen Eingangs zur Wiesdorfer City am Ganser-Gelände und den so genannten Bullenklöstern (ehemalige Bayer-Wohnheime für Männer).

"An dem Thema müssen wir unbedingt dranbleiben, wir haben ein TÜV-Gutachten, an dem wir uns orientieren können. Bestimmte Ansiedlungen etwa von Büros sind in dem Bereich ja erlaubt", betont Richrath. Dadurch will er auch mehr Kaufkraft für Wiesdorf generieren.

"Wir haben in der Stadt keine großen Gewerbeflächen mehr oder es lässt sich auf vorhandenen auch nicht jedes Gewerbe ansiedeln, ich spreche da zum Beispiel vom Innovationspark in Manfort. Deswegen muss es eben auch darum gehen, Dienstleistung in die Stadt zu holen", sagt der Oberbürgermeister und ist in dieser Hinsicht einer Meinung mit Dr. Frank Obermaier, dem Chef der Wirtschaftsförderung, der kürzlich im RP-Interview eben diesen Punkt herausgearbeitet hatte.

Uwe Richrath unterstreicht in diesem Zusammenhang noch einen Punkt: die Gewerbesteuer. "Das ist ein zentraler Bereich für die Einnahmen für uns." Die jetzigen 50 Millionen für eine Stadt in der Größenordnung wie Leverkusen seien viel zu wenig. "Man kann da schon einen dicken Hals kriegen, wenn man auf eine Nachbarstadt guckt, die richtig dicke Einnahmen hat", spielt Richrath auf Monheim an. Dort hat die Verwaltung den Gewerbesteuersatz jetzt noch einmal deutlich gesenkt (von vorher 285 auf nun 265 Punkte - zum Vergleich: Leverkusen liegt bei 445 Punkten).

Leverkusen, das sagt er ganz deutlich, "kann derzeit nicht eigenständig überleben, wir haben zu wenig Einnahmen. Die finanzielle Situation ist nach wie vor schwierig." Montag ist dies Thema der Stadtetat-Ratssitzung.

Apropos Bauen: Richrath will in diesem Jahr "strukturiert den Wohnungsbau" vorantreiben. Die Mietpreise in Köln seien horrende, "der Druck nach Leverkusen wird immer stärker. Hier muss dringend etwas gerade in Sachen sozialer Wohnungsbau getan werden."

Aus Köln ist Anfang der Woche etwas anderes herübergeschwappt: Die Sorge, solche gewalttätigen Vorfälle wie auf dem Bahnhofsvorplatz der Domstadt in der Neujahrsnacht könnten sich zu Karneval auch in Leverkusen in ähnlicher Weise abspielen. Uwe Krause, Chef des Festkomitees Leverkusener Karneval (FLK), hatte jetzt angeregt, in den Flüchtlingsunterkünften das Karnevalsbrauchtum näher zu erläutern. Uwe Richrath findet die Idee von Krause gut, weil genau dies zur "Integration beiträgt". Er warnt aber generell davor, "die Vorfälle der Neujahrsnacht mit Flüchtlingen gleichzusetzen".

(RP)
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