Leverkusen Die Ruhe vor dem Sturm in Morsbroich

Leverkusen · Das Museum Morsbroich zeigt ab Sonntag 54 Arbeiten von 17 Künstlern, die den Umbruch zur Postmoderne markieren.

Mit "Kavalierstart" hat das Museum Morsbroich vor zwei Jahren den Blick auf den Beginn der Postmoderne in den USA und im Rheinland Anfang der 80er Jahre gerichtet. Mit der aktuellen Schau geht man noch einen Schritt zurück zu den Wurzeln des Umbruchs, erklärt Museumsleiter Dr. Markus Heinzelmann. Zusammen mit seiner Kollegin Stefanie Kreuzer kuratierte er die Ausstellung über postminimalistische Kunst aus dem Rheinland, die den poetischen Titel "Ruhe vor dem Sturm" trägt.

Gezeigt wird die Reaktion auf die amerikanische Minimal Art, die mit zeitlicher Verzögerung Ende der 60er Jahre ins Rheinland kam. Hiesige Künstler und Studenten setzten sich mit der Kunstrichtung auseinander, die sich nur noch auf die Kunst selbst konzentriert, auf geometrische Grundformen reduziert und mit vorgefertigten industriellen Materialien arbeitet.

Das Museum Morsbroich zeigt, wie sich die großen Künstler im Rheinland - Zentrum war die Düsseldorfer Akademie - seit den späten 60ern auf die US-Minimal Art bezogen, ohne diese jedoch zu kopieren. Im Gegenteil sind es teils kritische Auseinandersetzungen, wie zwei Installationen von Joseph Beuys, der hinzufügte, was der strengen Minimal Art fehlt: das Verbindende (bei ihm der sinnbildliche Stab), das Weiche, Fettige und Schmutzige. Ein Video zeigt Beuys bei einer Performance. Im Erdgeschoss sind zwei seiner Schüler vertreten: Imi Knoebel, der den Einfluss von Malewisch und Mondrian zeigt und den Bogen zur klassischen Moderne schlägt; und Imi Giese mit der Minimal-Idee einer Reihung von geometrischen Blöcken, die er allerdings nicht stur wiederholt, sondern variiert.

Sigmar Polke machte sich über die Idee lustig mit seiner Arbeit "Carl Andre in Delft", die sich auf den Minimal-Künstler Andre bezieht. Er reihte Delfter Kacheln als längst industriell gefertigtes Produkt aneinander, benutzte aber Tischdecken-Druck mit entsprechenden Motiven. Eine Außenarbeit von Carl Andre, dem Vertreter der "Großvater-Generation", ist im hinteren Schlosspark zu sehen. Sein "Solarrust" von 1984 besteht aus 300 quadratischen Stahlplatten, die nicht parallel und nicht im rechten Winkel ausgelegt werden mussten.

Reinhard Mucha hat einen ganzen Raum bespielt und dazu die Leuchtröhren mit Fassung von der Decke geholt, um sie zum Kreuz geordnet auf Fußbänkchen abzulegen und wieder an den Strom anzuschließen. Eine der neueren Arbeiten ist von Rosemarie Trockel, die Bildrückseiten und schlecht kopierte Texte in einheitlich quadratischen Rahmen präsentiert. In einem Foto dieser Reihe, aufgenommen im Schloss Morsbroich, spiegelt sich die Künstlerin selber. Auf die Bedeutung dieser Zeit bis heute weist ein herausragendes Werk Gerhard Richters von 1966, sein erstes abstraktes Bild aus der Serie "Farbkartenbilder", hin. Hier sind es nur zwei Grautöne, später kombinierte er bis 192 verschiedene Töne, deren Positionen er auswürfelte wie beim Fenster für den Kölner Dom.

(mkl)
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