Leverkusen Die Jazztage auf der Zielgeraden

Leverkusen · Am Wochenende gab's Max Mutzke, Philipp Poisel und frische Nachwuchskünstler bei den der "Future Sounds. Und ein einen Abschied: Eckhard Meszelinsky machte Sonntag seine letzte Ansage.

Leverkusen: Die Jazztage auf der Zielgeraden
Foto: Uwe Miserius

Es ist erstaunlich und tröstlich: Deutsche Liedermacher und Sänger sind in unserer hektischen Zeit der schnellen und dumpfen elektronischen Beats gefragt. Die Fans wollen ihre Protagonisten der - meist - leisen und besinnlichen Musik im Original sehen und hören. Zwei imponierende Beispiele lieferten die 36. Leverkusener Jazztage: Max Mutzke im Opladener Scala und Phillip Poisel im Forum traten in restlos ausverkauften Spielstätten auf.

Was Jazztage-Chef Eckhard Meszelinsky nachdenklich stimmte: "Wenn ich in meinem Leben hätte etwas anders machen können, dann hätte ich in meiner Jugend mehr auf Liebeslieder als auf Rock und Jazz setzen sollen." Die Auswahl bei den Mädchen wäre größer gewesen, meinte er - mit einem Augenzwinkern. Ohnehin ist es für gestandene Semester nicht verständlich, wie die Girls versuchten, nach dem Öffnen der Eingangstüren und einem wahren Wettrennen sich die besten Plätze in der ersten Reihe, so nah wie möglich bei "ihrem" Philipp, zu ergattern.

Aber es waren nicht nur die Vertreterinnen der Zahnspangengeneration, die den Terrassensaal des Forums in eine beeindruckende Kulisse verwandelten; es fanden sich auch erstaunlich viele ältere Semester ein, die sich noch jung genug fühlen, um Philipp Poisels Liedern mit deutschen - manchmal aber leider schwer zu verstehenden, weil genuschelten - Texten zu lauschen. Was gleichwohl nicht schlimm war, kannten die meisten Zuhörer sie ohnehin.

Durchweg ein wenig älter war das Publikum tags zuvor beim Max-Mutzke-Auftritt, dem deutschen Vertreter am Eurovision Song Contest von 2004. Sänger (35 Jahre alt) und Fans (Alter im Zweifel unbekannt) sind halt auch schon etwas in die Jahre gekommen. Obwohl: Poisel (ausgesprochen: Poasell) ist gerade mal zwei Jahre jünger als Mutkze. Damit wurde das ganze musikalische Spektrum der Jazztage abgedeckt. Sehr viele junge Leute fanden den Weg zu den Konzerten und werden womöglich als Kunden dem Festival in den nächsten Jahren treu bleiben.

Am Freitag kamen schließlich auch die Apologeten des meisterlichen Jazz auf ihre Kosten, als das Avishai Cohen Trio, das Taksim Trio und Jin Jim auftraten. Cohen musizierte bereits mit Jazzgrößen wie Wynton Marsalis, Paquito D'Rivera, Roy Hargrove, Chick Corea oder Herbie Hancock. Das Taksim Trio hatte seltene Instrumente wie die Duduk, ein Kanun und die Baglama mitgebracht.

Jin Jim waren im vergangenen Jahr die Gewinner des Jazz-Wettbewerbs "future sounds" und hatten sich mit ihrem Sieg das Recht erstritten, im Folgejahr auf der Hauptbühne der Jazztage zu stehen. Diese Chance hatte das junge Quartett um den Flötisten Daniel Manrique Smith genutzt; sie hatte sich in den letzten zwölf Monaten hörbar weiterentwickelt. In diesem Jahr gewann die siebenköpfige Formation "Filou" aus Lüdinghausen (Münsterland) den inzwischen wohl bedeutendsten Nachwuchswettbewerb für junge Jazzer, die letztlich vom Publikum gegenüber dem Trio "PC Energetic" den Vorzug erhielt. Die Jury um den Leverkusener Singer-Songwriter Arthur Horváth hatte zuvor die Finalisten aus über 130 Bewerbungen auswählen müssen. Die Kriterien: "Wir achten natürlich auch darauf, dass die Musik einem größeren Publikum gefallen könnte", erklärte Horváth, "schließlich muss sie sich am Ende auch verkaufen lassen."

(sg-)
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