Leverkusen Die Brücke zwischen Tanz und Kunst

Leverkusen · Die Juniorcompany des Bayerischen Staatsballetts zeigte beim BayerKultur-Gastspiel, wie aus Tänzern bewegliche Kunstwerke werden.

 Die jungen Tänzer des Bayerischen Staatsballetts knüpften eine interdisziplinäre Brücke.

Die jungen Tänzer des Bayerischen Staatsballetts knüpften eine interdisziplinäre Brücke.

Foto: Charles Tandy/BayerKultur

Das Gruppenbild auf dem Programmheft sieht aus wie das Klassenfoto eines Abiturjahrgangs. Und viel älter sind die Mitglieder der Juniorcompany des Bayerischen Staatsballetts auch tatsächlich nicht, die hier nach ihrer Ausbildung innerhalb von zwei Jahren Bühnenerfahrung sammeln können. Möglichst vielfältig sollen die sein, erklärte Leiter Ivan Lika, während sich die jungen Tänzer hinter der Erholungshausbühne für den zweiten Beitrag umzogen. Wie breit die Palette ist, hatten sie gleich mit dem ersten Stück beim Bayer Kultur-Gastspiel, für die Juniorklasse das erste in dieser Zusammensetzung, gezeigt.

In seinen "Polychrome Dances" hat der Choreograph Davide Bombana viele Bewegungsmuster aneinandergefügt, die in kurzen Szenen wechseln wie der Blick in ein gedrehtes Kaleidoskop. Aber die spritzige und kraftvolle Nachwuchstruppe kann nicht nur kleine Studien temporeich auf die Bühne bringen, sondern auch eine Geschichte erzählen - wie Norbert Grafs choreographische Inszenierung von Modest Mussorgskys Klavierzyklus "Bilder einer Ausstellung". Von der Originalkomposition wurde nur ein Teil verwendet. Stattdessen wechselte man satzweise zu unterschiedlichen Transkriptionen wie Orgel- und BigBand-Bearbeitung, Xylophon oder Synthesizer. Die Bilder des Zeitgenossen Viktor Hartmann, die Mussorgsky bei seiner Programmmusik im Kopf hatte, tauchten nur in den Titeln auf. Hier wurden die Bilder einer Ausstellung neu bestückt mit Werken des 20. Jahrhunderts. Aber nicht als Bühnenhintergrund, der ganz ruhig und allenfalls einfarbig beleuchtet blieb.

Die Tänzer selbst verwandelten sich in bewegliche Kunstwerke oder in Künstler wie den erstaunlich beweglichen Joseph Beuys, eindeutig erkennbar am Hut. Der wurde übrigens während der Zwischenmusik, die hier nicht als Promenade, sondern als weicher Übergang von einem zum nächsten Bild gestaltet war, an den Kollegen Pablo Picasso weitergegeben. Und bei René Magritte kamen schließlich noch mehr Hüte ins Spiel.

Das Werk von Georges Seurat wurde in Bewegung gesetzt oder die geometrischen Muster von Piet Mondrian. Und das leuchtende Blau von Yves Klein sprach sowieso für sich. Mit dieser wundervoll und abwechslungsreich getanzten, mitunter humorvollen Neuinterpretation der 140 Jahre alten Musik dockten die Tänzer am Aufführungsort an - mit Verweis auf die städtische Sammlung und vor allem auf die der Firma Bayer, deren bedeutendste Stücke während der Pause im Foyer in Augenschein genommen werden konnten.

Damit hat das Bayerische Staatsballett in diesem Haus schon zum zweiten Mal eine interdisziplinäre Brücke zwischen Tanz und Bildender Kunst geschlagen. Während der Bauhaus-Ausstellung in 2015 führte man hier das Triadische Ballett auf, an das übrigens in der aktuellen Produktion zwei Kostüme erinnerten. Zwei gegensätzliche Darstellungen von Paar-Beziehungen zeigten jeweils drei Paare im zweiten Teil. Einmal in mechanischer, kantiger Bewegung zu elektronischer Musik. Und dann als krasser Gegensatz in schwerelos weichen Formen zu katalanischen Liedern.

(mkl)
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