Leverkusen Der SSV Lützenkirchen wird 90 Jahre alt

Leverkusen · Der Sportverein bringt die ganze Familie in Bewegung und nimmt auch eine wichtige soziale Rolle im Stadtteil ein.

 Beim SSV Lützenkirchen treffen die verschiedenen Abteilungen und Generationen aufeinander. Links: Günter Bebermeier.

Beim SSV Lützenkirchen treffen die verschiedenen Abteilungen und Generationen aufeinander. Links: Günter Bebermeier.

Foto: Uwe Miserius

Ihre Farben sind gelb und schwarz, Lützenkirchen ihre Heimat. Und das seit nunmehr 90 Jahren. Ein Verein, bei dem ein Dorf zusammenkommt. Der SSV Lützenkirchen feiert seinen Geburtstag. Von einem bescheidenen Anfang im kleinen Gasthof, hin zum angesehenen Sportverein - bei dem es hier und da auch mal haken kann.

Wir schreiben den 15. Januar 1927: Im Gasthaus von Jakob Kollbach in Holzhausen treffen sich einige junge Männer. Sie haben sich in den Kopf gesetzt, einen Verein zu gründen. Ein Fußballverein soll es sein. An dieser Stelle befindet sich in der heutigen Zeit die griechische Taverna Jorgos. 1927 war das Häuschen der Ort, an dem der SSV Lützenkirchen das Licht der Welt erblickte.

Noch im gleichen Jahr nahmen zwei Mannschaften am Spielbetrieb teil. Gespielt wurde an der Stelle, an der auch heute noch der Sportplatz steht. An Kunstrasen hatte zu dieser Zeit allerdings noch niemand auch nur zu träumen gewagt. Alleine der Begriff Sportplatz war doch arg geschönt. "Das war ein Acker", erzählt Günter Bebermeier. Heute ist der 73-jährige Vorsitzender des Gesamtvereins. Ein Wort, das den damaligen Zustand des Platzes ganz gut beschreibt, grasten dort doch nachmittags Kühe: Es war eine Weide.

Sportkammeraden hatten eifrig Begrenzungen gebaut, sensten das Gras freiwillig nieder und hielten den Platz so gut es ging in Stand. Ein Problem gab es aber: "Mit ein wenig Pech, trat man in einen Kuhhaufen", erzählt Bebermeier lachend. So nahm all das seinen Lauf.

Heute sind unter dem Dach des SSV ganze sieben Abteilungen vereint, in denen 1250 Mitglieder organisiert sind. Im Jugendfußball alleine gibt es davon 400 - 80 Trainer und Betreuer, 320 Spieler. Der Verein, und das betont Bebermeier, fühle sich im Bereich Breitensport sehr wohl.

Die Kids für kleines Geld zusammenzubringen, sie zum Sport zu animieren, sei das, was zählt. Die soziale Rolle, die der Verein einnimmt, zeigt sich beim Mitgliedsbeitrag: Kommen Kinder aus benachteiligten Familien, wird ihnen der monatliche Beitrag erlassen. Das ist umso erstaunlicher, wenn der Betrag deutlich wird, den der Verein für seinen Kunstrasenplatz aufbringen muss: 36.000 Euro im Jahr. "Dafür haben wir eine große Unterstützung durch den Werbering", erzählt Chef Bebermeier.

Die Kaufleute aus dem Dorf helfen ihrem Verein. Auch weil der Sportplatz bis heute eine Anlaufstelle geblieben ist. Nicht mehr so sehr wie noch vor einigen Jahren, als ganze Dörfer sonntäglich zum Amateurfußball zogen, Gruppen älterer Herrschaften halten dennoch auch in diesen Tagen noch ihre Treffen hier ab.

Gleichwohl, gibt der 73-jährige Bebermeier zu, gebe es auch beim SSV ein Problem, neue Leute fürs Ehrenamt zu begeistern. Auch er wird bald abtreten. "Es ist schwer, jemanden zu finden. Ein halber Tag pro Tag geht für den Verein drauf", betont er. Und erklärt: Ein Nachfolger brauche die totale Bereitschaft, sich gänzlich für den Verein einzusetzen. Insgesamt geht es dem SSV gut. Das wird morgen in der Sporthalle des Werner-Heisenberg-Gymnasiums gefeiert - um 11 Uhr geht's los. Das beweist einmal mehr: der Dorfverein lebt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort