Leverkusen "Der Rhein ist kein Planschbecken"

Leverkusen · Die DLRG-Wachstation am Baumberger Campingplatz ist regelmäßig an den Wochenenden und an Feiertagen besetzt.

 Die 19-jährige Stefanie Einheuser ist regelmäßig auf dem Rettungsboot der DLRG im Einsatz.

Die 19-jährige Stefanie Einheuser ist regelmäßig auf dem Rettungsboot der DLRG im Einsatz.

Foto: r. Matzerath

Stefanie Einheuser (19) mag Sonntage, die mit einem Frühstück auf der Terrasse der DLRG Wachstation am Campingplatz in Baumberg beginnen. "Irgendjemand bringt immer Brötchen mit", sagt sie schon voller Vorfreude auf ihren nächsten Dienst. Die ehrenamtlichen Lebensretter nutzen die Stunde, bevor der eigentliche Wachdienst um 10 Uhr beginnt, zum Austausch über die vergangene Woche. Dann werden die Aufgaben verteilt: Wer als Bootsbesatzung mitfährt, wer das Auto hat, und wer den Standort betreut. Die Tätigkeiten sind auch an der Zahl der erschienenen Sanitäter und Rettungsschwimmer ausgerichtet. Je nach Wetter kommen an den Feiertagen sowie samstags und sonntags zwischen drei und 15 Leuten.

Stefanie Einheuser versucht, "einmal in der Woche da zu sein". Die Monheimerin hat gerade Abitur gemacht. Seit sechs Jahren unterstützt sie den Ortsverein - zuerst bei den Schwimmkursen im Mona Mare, jetzt auch auf der Wache. Dabei ist die begeisterte Schwimmerin zufällig auf die Einsätze der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft aufmerksam geworden. Ein Rettungsschwimmer, den sie in einem Feriencamp traf, erzählte ihr davon. Inzwischen ist die 19-Jährige fest dabei, hat die Aufgabe als stellvertretende Schatzmeisterin übernommen und macht die Mitgliederverwaltung.

Der Monheimer Ortsverein betreut vom Campingplatz aus rund elf Kilometer zwischen den Fähren Hitdorf-Langel und Urdenbach-Zons. Die Helfer sind regelmäßig per Fax und Funk mit der Feuerwehr und den benachbarten Ortsvereinen in Kontakt. Wird ihre Hilfe gebraucht, alarmiert die Feuerwehr rund um die Uhr auch per Handy-App. "Die meisten Einsätze sind an den Wochentagen oder nachmittags", sagt Sprecherin Angelika Barkey. 2015 gab es acht spektakuläre Notrufe. Dazu gehörte der Fall eines 85-jähriger Kanufahrers, der im Sommer ohne Schwimmweste unterwegs war, mit seinem Boot vor dem Campingplatz kenterte und von der DLRG nur noch tot geborgen werden konnte.

"Wir sind ähnlich schnell einsatzbereit wie die Feuerwehr", betont die Sprecherin. Auch das 130 PS starke Motorrettungsboot "Ingeborg", das im Hitdorfer Hafen liegt, ist sofort startklar: "Wir brauchen nur die Plane abzunehmen und können los", sagt Barkey. Nachdenklich macht sie die steigende Zahl von Grundschülern, die nicht schwimmen können. "Weil die Sportlehrer inzwischen ihre Rettungsfähigkeit nachweisen müssen, findet immer weniger Unterricht in den Schulen statt", sagt die Sprecherin.

Sie bedauert, dass außerdem viele Eltern die Verantwortung an die Schule abgeben und ihren Nachwuchs nicht zu Kursen anmeldeten. Die Wartelisten bei den DLRG-Kursen seien hingegen lang, Kinder müssten sich teilweise bis zu einem Jahr gedulden, bis sie unter Anleitung ins Wasser kämen. Angedacht ist außerdem eine Kooperation, um Schwimmkurse für Flüchtlinge anzubieten.

Stefanie Einheuser registriert bei ihren Einsätzen mit zunehmender Sorge, wie leichtsinnig sich viele Menschen am Fluss verhalten. Erst am vergangenen Sonntag beobachtete sie bei ihrer Boots-Patrouille, dass Eltern ihre Kleinkinder bis zu den Knien im Fluss spielen ließen. "Vermutlich fühlen sich die Menschen beim Baden sicher, wenn sie unser DLRG-Boot sehen. Dabei kann die Strömung sogar Erwachsene ganz schnell ins Wasser ziehen." Angelika Barkey rät, die Kinder nicht mal mit den Füßen ins Wasser zu lassen. "Der Rhein ist nun mal kein Planschbecken."

(pc)
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