Leverkusen Den Altenheimen fehlen die Fachkräfte

Leverkusen · Ein Haus belegt deshalb schon nicht mehr alle Plätze, teilt die Heimaufsicht mit. Die Pflege sei grundsätzlich gut.

 Vielen Einrichtungen in Leverkusen fehlt es an Personal, das für die Arbeit in Altenheimen ausgebildet ist. (Symbolbild)

Vielen Einrichtungen in Leverkusen fehlt es an Personal, das für die Arbeit in Altenheimen ausgebildet ist. (Symbolbild)

Foto: Angelika Warmuth

Die Gesetzeslage ist eindeutig. In Altenheimen muss das Personal zu mindestens 50 Prozent aus Fachkräften bestehen. "Das fällt aber immer mehr Einrichtungen schwer", berichtete Martina Lichi von der Heimaufsicht in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses. Denn es gebe zu wenig Fachkräfte. In einem Leverkusener Heim sei die Quote jetzt erstmals auf unter 40 Prozent gerutscht. "Daraufhin hat die Einrichtung von sich aus entschieden, zehn Plätze nicht mehr zu belegen."

Dabei seien die Heime nur bedingt schuld an der Misere. Die Rahmenbedingungen für die Leitungen und Mitarbeiter würden durch die gesetzlichen Vorgaben, die fehlenden Fachkräfte und durch kurzfristigen Mitarbeiterausfall immer schwieriger. "Einige Heime fragen sich, ob sie überhaupt noch zusätzliche Hilfskräfte einstellen sollen, oder ob sie sich damit die Fachkraftquote noch weiter kaputt machen."

Die Heimaufsicht kontrolliere die Einrichtungen daher mit Augenmaß. "Einen Belegungsstopp kann ich nur anordnen, wenn ich Pflegemängel feststelle, die darauf zurückzuführen sind, dass dort zu wenig Fachkräfte arbeiten", sagte Lichi. Dies sei im vergangenen Jahr nicht der Fall gewesen. "Grundsätzlich ist das Niveau an Pflege und Betreuung in Leverkusen gut."

Aufatmen konnten die dennoch nicht, denn die Lage ist so oder so angespannt. 21 Prozent aller Leverkusener (circa 35.600) sind über 65 Jahre alt, 2,8 Prozent (knapp 4600) über 85 Jahre. 3,4 Prozent der Einwohner waren 2015 pflegebedürftig. 2003 waren es nur 2,2 Prozent, berichtete Sabine Willich vom Sozialamt. Die Folge: Die Stadt braucht nicht nur zwei bis drei zusätzliche Tagespflegeeinrichtungen, sondern auch weitere 400 Heimplätze, erklärte Willich.

Ob es denn für die etwa fünf neuen Altenheime schon Pläne gebe, wollte Stefan Baake von den Grünen wissen. "Nein", antwortete Willich. "Wir haben noch keine Träger. Wir haben noch nicht einmal Flächen für die Häuser." Die bestehenden zwölf Heime seien derzeit auf gutem Weg, die erforderliche Einzelzimmerquote von 80 Prozent zu erfüllen.

Trotz der gleich bleibenden Platzzahl steigen jedoch die Aufwendungen der Stadt für die stationäre Unterbringung. Im Jahr 201 waren es noch zehn Millionen Euro, 2016 schon 14 Millionen Euro. "Das liegt an den wesentlich kürzeren Verweildauern der Menschen in den Heimen", erklärte Willich. Nur noch drei Monate lebe ein älterer Mensch in einem Pflegeheim, vier Jahre vorher waren es immerhin noch neun Monate. Grund: "Es wird heute mit vielen Maßnahmen versucht, den Menschen ein Leben möglichst lange zu Hause zu ermöglichen." Aber irgendwann stoße eine 24-Stunden-Pflege in der eigenen Wohnung an die Grenzen.

"Wenn die Menschen nur noch zum Sterben in die Heime kommen, sinkt die Attraktivität der Einrichtungen erheblich", merkte Wolfgang Klein von der Caritas an. Außerdem wirke sich diese Entwicklung auch auf die Arbeit der Heimaufsicht aus. Bei einer so geringen Verweildauer kämen Vorgaben, die bei einer Kontrolle zum Beispiel zur Pflege eines Bewohner gemacht würden, kaum zum Tragen, weil der Betroffene bei einer Nachprüfung schon nicht mehr da sei. "Ob das im Sinne der Pflegebedürftigen ist, weiß ich nicht."

(sug)
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