Leverkusen Das sagt Covestro zur Sicherheit der CO-Pipeline

Leverkusen · Die Klage zur CO-Pipeline vergangene Woche hat bewirkt: Über das Thema wird diskutiert. Über die Arbeiten am neuen Rohrtunnel, den Nutzen der Pipeline und deren Sicherheit sprach die RP mit dem Covestro-Projektleiter Martin Wolf.

Leverkusen: Das sagt Covestro zur Sicherheit der CO-Pipeline
Foto: Uwe Miserius (Archiv)

Wofür braucht Covestro CO?

Covestro verwendet das Gas in den meisten seiner Produkte: " An den drei Niederrhein-Standorten Dormagen, Uerdingen und Leverkusen werden Rohstoffe produziert für Polyurethane, etwa für die Herstellung von Matratzen, Dämmmaterialien und Autositzen, Polycarbonat, beispielsweise für CDs, Autoscheinwerfer oder Kunststoffplatten, in Leverkusen zur Herstellung von Rohstoffen für Lacke und Beschichtungen in der Autoindustrie, Möbeloberflächen, Klebstoffe", sagt Wolf.

Wie viel CO läuft durch die Leitung? Warum wird sie gebraucht?

Je nach Bedarf werden einige tausend Kubikmeter Kohlenmonoxid pro Stunde durch die CO-Pipeline von Dormagen nach Leverkusen geschickt. 24 Stunden jeden Tag. Am linksrheinischen Chempark-Standort wird das Gas produziert und derzeit in Dormagen und Leverkusen bei Covestro verbraucht. "CO kann man als Gas nicht in nennenswerter Menge speichern. Deswegen wird es hergestellt, nach Leverkusen geschickt, verarbeitet", erläutert Martin Wolf. "Falls die Produktion des Gases ausfällt oder es nicht durch die Pipeline nach Leverkusen fließen darf, haben wir keine Puffermöglichkeiten, unsere Produktion käme zum Erliegen", betont der Ingenieur.

Der Chempark betrachte seine drei Standorte Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen als Verbund, deshalb sei es zweckmäßig, die CO-Produktion an einem Standort zu konzentrieren und das Gas von dort zu verteilen. Für Uerdingen sei dies ebenso geplant. Weil der Streit um die CO-Pipeline von Dormagen dorthin aber seit Jahren schwelt, lässt Covestro in Krefeld über eine Koksanlage das Gas produzieren. "In Dormagen laufen drei so genannte Reformer, die das Gas produzieren. Falls eine Anlage ausfällt, etwa wegen Wartungsarbeiten, produzieren die anderen Anlagen", erläutert Wolf.

Covestro wartet auf die Betriebsgenehmigung für die CO-Pipeline, die dann unterm Rhein durch den neuen Düker läuft. Was ist, wenn Covestro die Genehmigung nicht bekommt?

Gäbe es keine Rohrleitungsverbindung nach Dormagen, müssten in Leverkusen zwei Reformer gebaut werden, um eine vergleichbar abgesicherte Versorgung mit CO-Gas für die Produktion zu gewährleisten. Das würde sich von den Kosten und den Produktionsmengen nicht rechnen, sagt Wolf. "Die Bezirksregierung hat den Düker-Bau genehmigt. Wir haben im vergangenen Mai einen Plangenehmigungsantrag für die Änderung der Rohrleitungsanlage gestellt. Das ist derzeit bei der Bezirksregierung in Bearbeitung. Wir hoffen, im Frühjahr den Bescheid zu bekommen."

Mitte vergangener Woche befasste sich das Verwaltungsgericht mit der Klage des Leverkusen CO-Pipeline-Gegners Gottfried Schweitzer gegen die Betriebsgenehmigung der aktuellen CO-Pipeline. Hauptkritik: Die Leitung sei nicht sicher. Wie entkräftet Covestro das?

"Die Anlage ist sicher". Sie werde, betont Wolf, regelmäßig und unabhängig vom TÜV überwacht. "Grundsätzlich gilt: Pipelines werden aus Stahl gebaut, so auch Erdgasleitungen, weil das Material am besten geeignet ist. Wir schicken Gase durch die Rohre, in denen keine Feuchtigkeit enthalten ist. Deswegen kann es von innen keine Korrosion an den Leitungen geben". Von außen seien die Rohre zum Schutz mit einer Bitumenschicht, neue Rohre mit einer Kunststoffschicht ummantelt. "Wenn diese Isolationsschicht etwa durch Erdbewegungen oder anderes beschädigt wird, kann es zu Korrosion im Stahl kommen.

Wie wird das kontrolliert?

Zehn Kilometer der Pipeline laufen über Land. "Dort ist eine schnelle Prüfung möglich, bei Schäden wird die Pipeline freigelegt und repariert. Derzeit bleibt auf den 500 Metern unterm Rhein nur die Prüfung mit einem so genannten Molch (Messgerät). Der misst unter anderem die Dicke der Wände, während er durch die Rohre fährt. Rohrreparaturen sind im derzeitigen Düker kaum möglich." Damit eine bessere Instandhaltung möglich ist, werde der neue, begehbare Düker gebaut.

Kritiker monieren, der Stahl an dem CO-Rohr sei durch Korrosion viel zu dünn. Wie viele Korrosionsstellen gibt es?

"An der CO-Leitung haben wir fünf punktuelle Korrosionsstellen. Die tiefste Korrosion an einer Stelle beträgt circa drei Millimeter. Das Rohr hat eine Dicke von 7,1 Millimetern, an der Stelle also jetzt noch circa vier Millimeter. Für die Dichtheit der Leitung reicht ein Millimeter aus. Weil CO-Gas durchläuft, werden bei dem Rohr aber 2,5 Millimeter gefordert. Der TÜV nimmt auf dieser Basis die Lebensdauerabschätzung der Leitung vor. Die Frage heißt: Wann ist das Rohr frühestens bei eine Dicke von 2,5 Millimeter angelangt? Unter dem Rhein beträgt der Korrosionsfortschritt ungefähr 0,2 Millimeter pro Jahr. Der TÜV geht sogar von 0,5 Millimeter aus, rechnet dazu auch noch eine Molch-Messwerttoleranz ein und sagt: Die 2,5 Millimeter sind frühestens in 2,7 Jahren erreicht."

Wer führt die Molchungen durch?

Laut Wolf sind das Spezialfirmen. Im Falle Covestro tue dies die Firma Rosen, die unter anderem auch die Gasleitung von Russland nach Deutschland kontrolliert. "Die Firma führt ein so genanntes Rohrbuch, in dem alles aufgeführt ist, da sieht man jede Schweißnaht." An Land mache der TÜV Nachmessungen, wenn der Molch dort Unregelmäßigkeiten entdeckt haben sollte.

Wie oft wird gemolcht?

Normalerweise, sagt Wolf, werde alle zehn Jahre ein Molch durchgeschickt. Weil aber der TÜV 2013 empfohlen hatte den so genannten Kathodischen Korrosionsschutz im Düker abzustellen, weil die elektrische Spannung auf dem Rohr die Korrosion verstärken könnte, sei eine Molchung alle zwei Jahre gefordert. "Es gab 2014 und im Juni 2015 eine Molchung. Bei letzterer wurde kein Korrosionsfortschritt an den fünf Stellen festgestellt", betont Wolf. Wenn wir mit dem Bau des Dükers gut vorankommen und vor Juni 2017 fertig werden, wird es im alten Rohr nicht nochmal eine Molchung geben. Wenn sich der Bau verzögert, werden wir nochmal molchen."

Wie weit ist der Bau bisher vorangekommen?

Die Bauarbeiten für den Düker haben vor kurzem auf der rechten und der linken Rheinseite mit der Startbaugrube begonnen. "Die Tunnelbohrmaschine wird Ende Februar, Anfang März eingesetzt und soll Anfang April auf der linken Rheinseite rauskommen. Im zweiten Quartal 2017 hoffen wir auf die Fertigstellung, dann wollen wir die CO-Leitung umschließen."

Sorgt es Covestro, dass der Leverkusener Gottfried Schweitzer und andere Kritiker angekündigt haben, gegen die Betriebsgenehmigung der umgeschlossenen CO-Pipeline vorgehen zu wollen?

"Jetzt wollen sich die Gegner gegen eine Verbesserung wenden? Das wundert mich schon", sagt der zuständige Projektleiter. "Überhaupt erscheint die Wahrnehmung von Herrn Schweitzer sehr selektiv. Einzelne Zahlen der Untersuchungen werden herausgelöst und darauf Kritik aufgebaut. Zugleich werden die Schlussfolgerungen der Sachverständigen angezweifelt."

(RP)
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