Leverkusen "Das Olympia-Bett ist keine Kraftquelle"

Leverkusen · Im Olympischen Dorf: Chefarzt Dr. Jürgen Zumbé besuchte in Rio de Janeiro die Speerwerferin Linda Stahl.

Die Qualifikation hat Linda Stahl als beste deutsche Speerwerferin erfolgreich absolviert. Das Finale folgte in der Nacht zu heute. Mit dabei: die Eltern und der Bruder der Leverkusener Olympionikin - und außerdem: Dr. Jürgen Zumbé, Leverkusener Klinikum-Chefarzt und im Arbeitsleben Chef von Ärztin Linda Stahl.

Am Mittwoch führte die Sportlerin des TSV Bayer die deutschen Gäste durch das "Vila Olimpica" in Rio de Janeiro. Das Olympische Dorf ist dabei keine Siedlung mit kleinen Häuschen, sondern die Sportler sind in Hochhäusern (20 Stockwerke) untergebracht: "Solche Gebäude sind in Brasilien beliebt, sie haben einen hohen Stellenwert und sind leichter zu schützen", berichtete Zumbé, der eine brasilianische Schwiegertochter hat: "Die Sportler leben in sehr einfachen Unterkünften."

Die Zimmer haben zwei Betten, "es sind sehr spartanische Schlafstätten - nicht viel mehr", erzählte der Mediziner über die Besichtigung. Eine Kraftquelle für die Wettbewerbe seien die Unterkünfte sicher nicht, urteilte Zumbé. Vergangenen Samstag hatte sich Hockey-Bundestrainer Jamilon Müller noch massiv beschwert über die Situation in der "Trabantenstadt": "über mangelhafte Hygiene, schlechtes Essen und chaotische Organisation". Die "katastrophalen Zustände" im Olympischen Dorf verursachten bei den deutschen Athleten zunehmend Frust. Dirk Schimmelpfennig, der sportliche Leiter der deutschen Olympiamannschaft, hatte alles als "sehr schwierige Rahmenbedingungen" beschrieben.

Zumindest die Leverkusenerin Linda Stahl konnte trotzdem für sich eine so gute Spannung aufbauen, dass sie als Viertbeste die Qualifikation geschafft hatte. Ihre Fans - aus der Familie und aus Leverkusen - glaubten gestern noch fest, dass "ihre" Athletin im Finale (Nacht zu heute, 2.10 Uhr) eine Medaille schaffen würde. "Das Klinikum Leverkusen fiebert mit", schrieb ein Leser von RP-Online. Das tat auch Olympische-Spiele-Besucher Jürgen Zumbé.

So schlicht die Athleten-Unterkünfte auch sein mögen, der Ärztliche Direktor des Klinikums berichtete jetzt nach Besuchen in der Stadt von einer "Herzlichkeit" der Brasilianer, die ansteckend sei. "Wenn man mit fragendem Blick irgendwo auf der Straße steht, wird man schnell angesprochen und bekommt Hilfe", sagte Zumbé im Telefonat mit unserer Zeitung.

Auffallend sei die große Zahl der jungen Leute. Und der Leverkusener lobte die insgesamt entspannte Atmosphäre in der Olympiastadt am Zuckerhut.

Allerdings sei die hohe Präsenz von Polizisten und Soldaten für einen deutschen Besucher schon bemerkenswert. "Sie schauen aber alle freundlich", betonte der Mediziner auf Olympia-Exkursion. Und: Die häufigen Sicherheitschecks rund um die olympischen Sportstätten sind nach Zumbés Erfahrung vor Ort "schnell und angemessen". So blieb denn auch genug Zeit, für Linda Stahl und ihren Speer im Stadion kräftig die Daumen zu halten.

Das Ergebnis im Speerwerfen: www.rp-online.de/olympia

(RP)
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