Leverkusen Chemie-Unfall in Schule: 41 Leichtverletzte

Leverkusen · Offenbar war eine Flasche mit der giftigen und stark ätzenden Chemikalie Brom nicht richtig dicht. Gas konnte in den Chemieraum dringen. Das atmeten 40 Schüler und eine Lehrerin ein. Großeinsatz für Feuerwehr und Malteser.

Leverkusener Schule - Unfall im Chemieunterricht
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Gegen 11.30 Uhr sperrt die Polizei die Straße Am Stadtpark im Teilbereich um die Realschule Am Stadtpark ab. Es gilt Platz zu schaffen für die Rettungs- und Notarztwagen und die Kleinbusse, die 32 verletzte Schüler und eine Lehrerin ins Krankenhaus fahren. Ein Vater steigt aus dem Auto, geht auf das Gebäude der Realschule zu. "Vor einem halben Jahr der Amoklauf, jetzt dieser Vorfall. Das gibt einem irgendwie schon zu denken", sagt er aufgeregt, während er über den Schulhof zum Haus geht. In einem Zimmer im Erdgeschoss ist ein Inforaum für Eltern eingerichtet.

Ein paar Räume weiter melden sich immer mehr Schüler, die sich knapp zwei Stunden zuvor im Chemietrakt der Schule aufgehalten haben. Dort, wo zu der Zeit ein Schüler über Atemwegsreizungen geklagt hatte und eine Lehrerin feststellte, dass die kleine Glasflasche mit einer geringen Menge der giftigen und stark ätzenden Chemikalie Brom offenbar nicht ordnungsgemäß verschlossen oder sonst wie undicht war. Die Lehrerin verschloss die Flasche, stellte sie laut Feuerwehr ordnungsgemäß unter den Abzug, rief den Rettungsdienst.

Der Auftakt zu einem Großeinsatz von Feuerwehr und Rettungsdiensten. Die Retter räumen den Chemietrakt, betreten mit gelben Spezialschutzanzügen und unter Atemschutz den betroffenen Raum, um ihn zu durchlüften und die Bromkonzentration zu messen.

Der übrige Unterricht an der Realschule in Wiesdorf läuft normal weiter. Nur in den Pausen wundern sich etliche Realschüler über "die ganzen Feuerwehrautos, Polizei, Rettungswagen", wie ein Unterstufenschüler seiner Mutter übers Handy mitteilte. Am Donnerstag gab es in dem Chemieraum im Obergeschoss des weißen Schulanbaus offenbar einen Versuch mit Brom. "Weil diese stark riechende Chemikalie bei Zimmertemperatur ausgast, hat sie sich dann über Nacht in dem Raum verteilen können", erläutert Feuerwehr-Einsatzleiter Wolfgang Auweiler vor Ort.

 Großeinsatz: 33 Kräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes rückten mit 15 Fahrzeugen aus.

Großeinsatz: 33 Kräfte der Feuerwehr und des Rettungsdienstes rückten mit 15 Fahrzeugen aus.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Bis zum Mittag melden sich 40 Schüler, die offenbar Brom eingeatmet haben, mit Beschwerden; sie werden von zwei Notärzten in einem Schulraum untersucht. "Da wird entschieden, ob sie ins Krankenhaus müssen", ergänzt Auweiler vor immer mehr Medienvertretern an der Schule. Einer der 15- und 16-jährigen Betroffenen kommt umgehend per Rettungswagen ins Klinikum Leverkusen. Die Übrigen werden von Feuerwehr und Einsatzkräften des Malteser Hilfsdienstes in Kleinbussen ins Krankenhaus gebracht. "Wir haben insgesamt 41 Betroffene. Die ins Krankenhaus müssen, verteilen wir auf drei Kliniken: 14, darunter die Lehrerin, kommen ins Klinikum, elf in die Kinderklinik Amsterdamer Straße in Köln, acht ins Klinikum Solingen", sagt der Einsatzleiter, während weitere Kleinbusse und Rettungswagen aufs Schulgelände fahren, um dort Schüler aufzunehmen. Kurz wird bei den Helfern die Kapazität der drei Kinderkliniken abgefragt und überlegt, ob man auch noch ein Krankenhaus in Düsseldorf dazunimmt. In der Zwischenzeit gibt Auweiler Entwarnung für den Chemieraum: "Die Luft ist sauber. Der Raum wird freigegeben, sollte aber 24 Stunden nicht benutzt werden."

 Besprechung: Feuerwehr-Einsatzleiter Wolfgang Auweiler (2.v.l.) im Gespräch mit den Notärzten.

Besprechung: Feuerwehr-Einsatzleiter Wolfgang Auweiler (2.v.l.) im Gespräch mit den Notärzten.

Foto: Miserius, Uwe (umi)
 Ein Junge wurde gestern per Rettungswagen ins Klinikum Leverkusen gebracht. Die übrigen Patienten wurden mit Kleinbussen transportiert.

Ein Junge wurde gestern per Rettungswagen ins Klinikum Leverkusen gebracht. Die übrigen Patienten wurden mit Kleinbussen transportiert.

Foto: Miserius, Uwe (umi)

Acht der 40 Jugendlichen dürfen nach Hause - mit einem Brief vom Notarzt in der Schultasche. Darin werde auf mögliche Spätfolge hingewiesen. "Sobald Symptome auftauchen, sollte man sofort zum Arzt", zitiert Auweiler aus dem Schreiben. "Manche Folgen, wie etwa ein Lungenödem, können auch noch sehr viel später auftreten."

(RP)
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