Leverkusen BV Wiesdorf kämpft um Platz

Leverkusen · Zum Jahresende endet der Pachtvertrag. Aber die Fußballer wollen bleiben.

 Kreisliga kontra Nationalmannschaft: Die Spieler des BV Wiesdorf traten gegen die Kicker des Nationalteams der Fußballer mit der Erkrankung Cerebralparese an. Botschaft des Spiels: Inklusion im Fußball funktioniert.

Kreisliga kontra Nationalmannschaft: Die Spieler des BV Wiesdorf traten gegen die Kicker des Nationalteams der Fußballer mit der Erkrankung Cerebralparese an. Botschaft des Spiels: Inklusion im Fußball funktioniert.

Foto: uwe Miserius

Dass die Nationalhymne auf dem Ascheplatz des Fußballvereins BV Wiesdorf gespielt wird, kommt nicht allzu häufig vor, schon gar nicht, dass eine Nationalmannschaft währenddessen aufläuft. Jedoch ist am vergangenen Wochenende alles anders. Kaum vorstellbar, dass in Zukunft der Platz nicht mehr genutzt werden darf. Doch genau damit sehen sich die Mitglieder des Vereins konfrontiert.

Der Pachtvertrag läuft in diesem Jahr aus und wurde vom alten Vorstand nicht verlängert. "Im Rahmen der Planungen für ein Stadtentwicklungskonzept für Wiesdorf ist unter anderem vorgesehen, die Sportplatzanlage umzugestalten. Der Erhalt der Anlage in der jetzigen Form und der dortige Verbleib des Vereins ist somit nicht möglich", sagt die Stadt.

Das sieht der Verein anders und will auf sich aufmerksam machen. Schnell wurde ein neues Konzept erarbeitet, dass Integration und Inklusion fördern soll. "Wir wollen zeigen, dass alle Menschen miteinander Fußball spielen können", betont Armin Malewski, der vor wenigen Wochen den Vorsitz im Vorstand übernommen hat. Und das scheint gut anzukommen. Die Mitgliederzahl sei in die Höhe geschossen - von 20 auf bald 100. Im Vergleich: 2008 hatte der Verein laut Aussagen der Stadt noch 600 Mitglieder, im Jahr 2016 weniger als 300.

Dennoch stellt sich das Team des BV Wiesdorf bunt auf. Aufgeben kommt hier nicht in Frage. Unter den neuen Spielern befinden sich nicht nur geflüchtete Menschen, sondern auch Mitstreiter, die ein körperliches Handicap mitbringen. Zum Beispiel Lukas Friedrich, der nun taufrisch in den Kader des Nationalteams der Fußballer mit Cerebralparese (CP) berufen wurde. Er hält unter anderem mit dem Leverkusener Torhüter René Heinen die Fahnen für die deutsche Mannschaft hoch.

Da Lukas mit dem BV Wiesdorf verbunden ist, wurde prompt ein Freundschaftsspiel zwischen der CP-Nationalmannschaft und dem Kreisliga-Verein organisiert. Hier spielte das Ergebnis eine Nebenrolle, wie Malewski bestätigt: "Unser Projekt ist deutschlandweit einmalig. Hiermit wollen wir die Stadt überzeugen, dass unser Verein unbedingt bestehen bleiben muss."

Den Vorschlag, auf umliegende Vereinsgelände umzusiedeln, wie zum Beispiel zum VFL Leverkusen, lehnen die Mitglieder ab: "Wir spielen hier schon rund ein halbes Jahrhundert, hier ist unser Vereinsheim, hier wollen wir bleiben. Woanders gibt es keine vernünftigen Trainingszeiten für uns oder die Anfahrtswege sind zu lange", erläutert Malewski. Lieber würde der Verein am Ende des Jahres die Mannschaft vom Spielbetrieb abmelden und sich auflösen.

Ob die Stadt mit dem neuen Integrations- und Inklusionskonzept so kurzfristig zu überzeugen ist, bleibt zu bezweifeln. Eine Stadtsprecherin sagt hierzu: "Grundsätzlich ist ein solches Vorhaben begrüßenswert, allerdings werden die Themen Integration und Inklusion bereits in allen Vereinen umgesetzt." Des Weiteren sei eine ausgemessene Auslastung der Anlage nicht gegeben, da aktuell vom Verein "nur" zwei Seniorenmannschaften gemeldet seien. Jugendmannschaften sind nicht vorhanden.

Die Rettung in letzter Sekunde könnte bereits zu spät sein.

(hawk)
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