Leverkusen Buchwoche Levliest: Erinnerung an paradiesische Zeiten

Leverkusen · Rockpalast-Macher Peter Rüchel erzählte im Topos von Begegnungen mit legendären Rockmusikern, niedrigen Gagen und künstlerischen Freiheiten. Heute lebt 73-Jährige in Leverkusen und bastelt an einer DVD-Serie zu der berühmten Musikreihe.

Keine Frage: Peter Rüchel liebt Musik, besonders Rockmusik. Er ist der Erfinder des berühmten Rockpalasts, jener Fernsehsendung des Westdeutschen Rundfunks, die vor allem zwischen 1974 und 1986 die Stars der Szene nach Deutschland holte. Legendäre Konzerte wurden direkt im Rahmen der Eurovision von Österreich bis nach Schweden übertragen. All das weiß man oder kann es zumindest im Internet oder in Peter Büchels Buch "Rockpalast" nachlesen. Aber es ist dennoch ein besonderes Erlebnis, den inzwischen 73-Jährigen live zu verleben.

Im Rahmen der Leverkusener Buchwoche erzählte Peter Rüchel im Szenelokal Topos in Wiesdorf von den Top-Acts in Essen oder auf der Loreley. Rund 50 Zuhörer hörten geduldig den Ausführungen zu und hatten sichtlich Spaß daran, wie Mr. Rockpalast von seinen Begegnungen mit Größen wie Sting, Pete Townsend oder seinem Lieblingsmusiker Bruce Springsteen erzählte. Musikalisch wurde er dabei vom 15-jährigen Rock-Nachwuchstalent Milan Hofmann aus Köln an der Gitarre unterstützt.

Rüchel teilte die Zeit des Rockpalastes in zwei Serien sein: von 1976 bis 1983 und dann noch einmal ab 1995. Weil die erste Serie zu Zeiten stattfand, als der öffentlich-rechtliche Rundfunk noch ein Monopol hatte, waren das für Rüchel "paradiesische Zeiten": "Wir kannten keine Einschaltquote, wir hatten praktisch alle Freiheiten." Und: Die Gagen der Künstler waren noch zu bezahlen.

So berichtete er, dass die Gruppe Who damals noch für 40 000 Mark, inklusive Spesen, zu haben war. Heute reichen dagegen Konzerte mit 40.000 Zuschauern nicht mehr aus, um ein Festival finanziell zu stemmen. Und man verfügte über beste Sendezeiten: "Direkt nach dem Wort zum Sonntag ging?s los, mit Open End." Und so liefen die Übertragungen bis in die frühen Morgenstunden.

In dieser Zeit hatte Rüchel es praktisch mit allen Größen der Branche zu tun: Mink de Ville, ZZ-Top, Rory Gallagher, Johnny Winter, Sting, Who, Little Steven, um nur einige zu nennen. Sie traten in den 17 Rockpalastnächten der ersten Serie auf. Mit der kommerziellen Konkurrenz und privaten Veranstaltern von Rock-Festivals veränderte sich die Landschaft dann in den späten 80er Jahren. Es mussten - zwangsläufig einige Gruppen verpflichtet werden, die nach Rüchels Einschätzung nicht Rockpalast-würdig waren.

Auch wenn?s heute noch den Rockpalast gibt, ist die ganz große Zeit dieses Formats vorbei. Nun arbeitet der in Leverkusen wohnhafte "Vater des Rockpalastes" - mit seinen langen, inzwischen grauen Haaren immer noch als "Rocker" zu erkennen - daran, aus dem damaligen Filmmaterial eine DVD-Serie zu gestalten.

(RP)
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