Leverkusen Brückenabriss: Autofahrer ignorieren Sperrung

Leverkusen · Am Mittwoch wurde der westliche Teil der 87 Jahre alten Dhünnbrücke an der Bismarckstraße in Leverkusen abgerissen. Viele Autofahrer ignorierten die für die Bauarbeiten eingerichtete Sperrung und sorgten für Chaos.

 30 Tonnen Straßenbauer-Handwerkskunst aus dem Jahr 1929: Fünf solcher Brückenträger wurden gestern in Ketten gelegt, losgeschweißt, herausgehoben und akkurat zerlegt.

30 Tonnen Straßenbauer-Handwerkskunst aus dem Jahr 1929: Fünf solcher Brückenträger wurden gestern in Ketten gelegt, losgeschweißt, herausgehoben und akkurat zerlegt.

Foto: Uwe Miserius

Kein Zweifel: Hans Mosblech mag das alte Bauwerk. "Sehr solide" und eine "gutmütige Konstruktion" sei sie, die Dhünnbrücke an der Bismarckstraße. Das fachmännische Auge des Ingenieurs von den Technischen Betrieben sieht gleich, dass seine Vorgänger gute Arbeit geleistet haben. Als der Kran einen der 30 Tonnen schweren Brückenträger in die Höhe lupft und den Blick auf den Querschnitt aus Beton und Stahl-Verstärkung frei gibt, nickt Mosblech anerkennend: "Angesichts der Möglichkeiten, die man damals hatte, wurde das handwerklich richtig gut gemacht."

Aber alles hat ein Ende. Auch die Dhünnbrücke. 87 Jahre hat sie gehalten. "Normal wären 70, vielleicht auch 80 Jahre gewesen", sagt Brücken-Experte Mosblech. Aber inzwischen entspreche die Tragfähigkeit nicht mehr den Ansprüchen. Nachdem zuvor bereits Behelfsbrücken gebaut und Versorgungsleitungen umgelegt wurde, stand gestern der Abriss des westlichen Teils des Bauwerks an. Fünf von elf Betonträger wurden losgeschweißt, herausgehoben und per Mini-Bagger mit großem Meißel zerkleinert. "Alles läuft nach Plan", konnten Mosblech und Andreas Elbers, von der federführenden Baufirma Becker, am Vormittag berichten.

Während der Arbeiten blieb die Bismarckstraße auf Höhe BayArena für Autos gesperrt; die Freigabe war für Mittwoch zwischen 23 und 24 Uhr geplant. Indes hatte sich die Sperrung nicht komplett herumgesprochen. Trotz acht großer Umleitungstafeln fuhren ständig Autos an die Baustelle heran. Dort drehten die meisten - aber nicht alle. Weit über ein Dutzend Wagen sei über die Fußgängern und Radfahrern vorbehaltenen Behelfsbrücken gefahren, berichtete Mosblech. "So etwas erschwert unsere Arbeit enorm. Und es ist sehr gefährlich für alle auf der Baustelle. Denn wir haben genug, auf das wir achten müssen, auch ohne vorbeifahrende Autos."

Ohnehin seien das größte Ärgernis an der Baustelle Pkw- und Lkw-Fahrer, die das Tempolimit ignorieren. Längst nicht jeder habe sich in der Vergangenheit an Tempo 30 gehalten. Ab sofort sind sogar nur 20 km/h erlaubt. Mosblech ist gespannt, wie viele sich daran halten. Sollten Raser zur Regel werden, "werden wir eventuell auch Messungen anregen. Das müssten wir schon aus Verantwortung gegenüber den Arbeitern hier machen."

Zumal die Baustelle noch eine Weile zu Gast sein wird auf der Bismarckstraße. Im Frühjahr 2017 soll der Westteil der neuen Brücke stehen, im Anschluss wird der Rest der alten Brücke abgerissen. Die endgültige Fertigstellung der neuen Brücke ist für 2018 geplant. Für dieses aufwendige Verfahren habe man sich entschieden, weil die Bismarckstraße so nahezu durchgängig befahrbar bleibt. "Denn es gibt in Leverkusen nur drei Nord-Süd-Verbindungen: Europaring, Schlebuscher Straße/Borsigstraße und eben die Bismarckstraße", erläutert Mosblech. Die neue Brücke soll eine Haltbarkeit von 80 Jahren haben. Aber vielleicht vergehen ja auch mehr als 100 Jahre, bis ein Nachfolger Mosblechs bei ihrem Abriss anerkennend nickt.

(RP)
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