Leverkusen Bodo Wartke wendet Gedanken: "Was, wenn doch?"

Leverkusen · Seinen Antrittsbesuch bei "KulturStadtLev" machte Bodo Wartke im Spiegelsaal. Bei jedem weiteren Gastspiel waren Ansehen, Anspruch und Hörerkreis des außergewöhnlichen Klavierkabarettisten gewachsen. Nach Zwischenstationen im Agam-Saal und der Festhalle, wird allmählich der große Forum-Saal zu klein, denn der war schon Wochen vor dem Auftritt mit seinem neusten Programm "Was, wenn doch?" ausverkauft.

 Der Mann am Klavier kann mehr als spielen: Bodo Wartke plaudert dazu in einer perfekt vorbereiteten Weise.

Der Mann am Klavier kann mehr als spielen: Bodo Wartke plaudert dazu in einer perfekt vorbereiteten Weise.

Foto: Ulli Dackweiler (Archiv)

Der Erfolg war weder selbstverständlich noch abzusehen, gestand Bodo Wartke dem Leverkusener Publikum und erzählte von den Sorgen seiner Eltern, als sich der doppelte Studienabbrecher für die "brotlose Kunst" einer ungewissen Bühnenkarriere entschied. Der vernünftige Rat lautete, lieber einen ordentlichen Beruf anzustreben, um in der Freizeit seinem reimvergnügten Spaß am Klavier nachzugehen.

So wie es die meisten Menschen sehen. Bodo Wartke dreht und wendet solche Gedanken gerne mal auf die andere Seite, wie seine Liedtexte mit unerwarteten Wendungen zeigen. Was also wäre, wenn alle Menschen genau anders dächten und jeder seine persönliche Leidenschaft zur Profession machte? Im Lied spielte er die Vision durch und zeichnete eine Welt, in der vom Fernsehprogramm bis zur Stadtplanung alles perfekt laufen würde. Ein netter Traum, den er aber für sich selbst erfüllt sieht: "Ich freue mich, dass ich jeden Abend meiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen kann, und immer mehr Menschen kommen mich auf der Arbeit besuchen."

Dass es für ihn so gut läuft, scheint den jungen Mann mit dem Erscheinungsbild des ewigen Studenten eher noch weiter anzuspornen. Er nutzt die modernen Medien, ist in sozialen Netzwerken präsent und erfindet unermüdlich neue Klavierstücke, wobei er grundsätzlich kein Genre ausschließt und locker über die Grenzen hinwegspielt. Seine Musik ist weit mehr als nur harmonische Begleitung oder Umspielung seiner eigenen Texte, was vor allem deutlich wird, wenn er sich mal in längere instrumentale Zwischenspiele verliert.

Fertigkeiten, die er selbst weniger dem nach zehn Semestern abgebrochenen Musikstudium zuschreibt, wo er lernte, wie es richtig geht. Sondern vielmehr der Erkenntnis: "Wenn ich's falsch, mache ist es geiler." Ein klarer Hang zum Understatement, denn "falsch" funktioniert es natürlich nur auf einem solchen Niveau und mit seinem Hang zur Perfektion. Was so daherkommt wie die spontane Plauderei im eigenen Wohnzimmer, das er tatsächlich um den Flügel eingerichtet hat, ist tatsächlich bis auf das letzte Detail ausgetüftelt. Bis hin zur Technik, die seinen deutlich deklamierten Gesang verstärkt. Textverständlichkeit ist unerlässlich, sonst bleiben die unerwarteten Wendungen und Pointen auf der Strecke. Zumal auch für Wartke-Fans fast alles neu war, darunter mehrere Lieder über das liebe Leid mit der Liebe und auch etwas Autobiografisches.

Etwa der Song über diejenige, die für seinen Studienabbruch verantwortlich war ihn inzwischen verließ, um sich anderen an den Hals zu werfen: die Sehnenscheidenentzündung. Verrückt, denn diesen Text kombinierte er mit dem c-moll-Präludium aus Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertem Klavier. Spaßig schließlich der eigenwillige und textkritische Umgang mit Mozarts Oper Zauberflöte. Das pralle Vergnügen.

(mkl)
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