Leverkusen Blockiert die Stadt günstigen Wohnungsbau?

Leverkusen · Ein vom städtischen Wohnungsbauunternehmen WGL gewünschtes und politisch von allen Seiten unterstütztes Bauprojekt für günstigen Wohnraum in Rheindorf Nord liegt seit mehr als einem Jahr auf Eis. Und keiner weiß warum.

 Baudezernentin Andrea Deppe

Baudezernentin Andrea Deppe

Foto: Miserius

Die Bürgerliste machte jetzt das städtische Baudezernat dafür verantwortlich und beklagte Untätigkeit.

Fakt ist: Das Gelände, um das es geht, befindet sich im Bereich nordwestlich der Zschopaustraße bis südlich der Elbestraße. Es ist ein zusammenhängender Grünzug von knapp 600 Metern Länge und rund 20 Metern Breite, auf dem vor Jahrzehnten einmal eine Bahnstrecke geplant war, die aber nie verwirklicht wurde.

WGL-Geschäftsführer Wolfgang Mues bestätigte gestern auf Anfrage, dort drei Wohngebäude mit bis zu vier Etagen jeweils in den Randbereichen des Grünzuges errichten zu wollen - "am liebsten öffentlich gefördert", wie er betont. Denn das würde die Miete pro Quadratmeter auf deutlich unter sechs Euro drücken. Und solcher Wohnraum wird in Leverkusen händeringend gesucht.

Mehr noch: Das Wohnumfeld passt hervorragend. Die WGL wäre sozusagen ihr eigener Nachbar, denn sie hat auch die Grundstücke drumherum bereits bebaut. Einsprüche wären von dieser Seite also nicht zu erwarten.

Aus der Politik erst recht nicht: Die für Rheindorf zuständige Bezirksvertretung I hatte schon am 18. April vergangenen Jahres einer Bebauung mit etwa 100 Wohnungen einstimmig grünes Licht gegeben. Die Deutsche Bahn und die WGL sind sich nach Auskunft von Geschäftsführer Mues auch einig über den Verkauf.

Einzig verbleibender Knackpunkt: Das Grundstück ist im Flächennutzungsplan der Stadt immer noch als Grünfläche dargestellt. So nutzt sie der städtischen Wohnungsbau-Tochter jedoch nichts. Und auf eine Initiative des Baudezernats, den Flächennutzungsplan entsprechend ändern zu lassen, warten alle Beteiligten bis heute vergeblich.

Erhard Schoofs, Fraktionsvorsitzender der Bürgerliste, steuerte bei seiner alljährlichen Busfahrt mit Journalisten zu "kritischen Stellen in der Stadt" den Rheindorfer Grünstreifen jetzt an. Und er fand deutliche Worte: "Die Untätigkeit der Stadt hat dazu geführt, dass ein so wichtiges Projekt immer noch nicht umgesetzt ist", kritisierte er. Damit werde ohne Grund die Wohnungsnot in Leverkusen verschärft. "Man würde sich wünschen", sagt Schoofs, "die Baudezernentin wäre bei den unzumutbaren Wohnungs-Bauten, die jetzt in der Bahnstadt direkt an den Gütergleisen entstehen sollen, ähnlich zimperlich."

(RP)
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