Leverkusen Bildhauer Herbert Holewa öffnet Atelier

Leverkusen · An diesem Wochenende öffnen viele Künstler ihre Ateliers. Auch der 92-jährige Langenfelder Bildhauer Herbert Holewa beteiligt sich an der regionalen Aktion "Neanderland Tatorte".

 Bildhauer Herbert Holewa war im Brotberuf Finanzbeamter in Opladen - seine Leidenschaft aber gehört der Bildhauerei. Jetzt öffnet der 92-Jährige sein Atelier für die Aktion "Kunst-Tatorte im Neanderland".

Bildhauer Herbert Holewa war im Brotberuf Finanzbeamter in Opladen - seine Leidenschaft aber gehört der Bildhauerei. Jetzt öffnet der 92-Jährige sein Atelier für die Aktion "Kunst-Tatorte im Neanderland".

Foto: Uwe Miserius

"Damit habe ich damals angefangen" zeigt Herbert Holewa auf ein Selbstbildnis aus dem Jahr 1947. Als Flüchtling aus Oberschlesien musste er sich nach dem Krieg durchschlagen. Das Holz, das er für seine zunächst figürlichen Reliefbilder brauchte, suchte er sich auf Baustellen zusammen. Von je her haben ihn dabei die menschlichen Temperamente interessiert, die er zum größten Teil in die Abstraktion übertrug. "Psychogramme" nennt er diese Arbeiten, deren Titel immer die entscheidenden Deutungshinweise geben.

"Der Angeber" heißt beispielsweise eine Bronze, die in ihrer ausladenden Bewegung trotz aller Schlichtheit die Reihung verschiedener Skulpturen und Wandreliefs dominiert. Oder die Wandskulptur "Soll und Haben" mit zwei Figuren, geformt im typischen Holewa-Schwung. Das schwarz eingefärbte "Haben" steht mit drei Beinen fest auf dem weißen Holzgrund, während die dynamische rote Soll-Form darüber zu schweben scheint, nach oben geöffnet und langgestreckt wie das bildliche Verlangen nach mehr. Herbert Holewa versteht es, komplexe Zusammenhänge oder die Abgründe der menschlichen Psyche ästhetisch, klar und abstrakt darzustellen. Wer seine Arbeiten und deren Titel wirken lässt, der wird die angestoßenen Gedanken so schnell nicht wieder los. Er braucht Zeit, so wie sie sich der stille und zurückhaltende Künstler nimmt. Seine Arbeiten aus unterschiedlichsten Materialien, wie Resten von Abflussrohren, Metallgegenständen, Holz und vor allem mit Gips ummantelte geformte Drähte. Diese Technik ermöglichte die Schaffung von zart und leicht erscheinenden Gebilden. Im Brotberuf war Herbert Holewa Finanzbeamter in Opladen. "Wir wollten gerne Kinder haben und ich wollte meine Kinder nicht hungern lassen", erklärt er, warum er sich als 30-Jähriger zur Ausbildung in der Finanzbehörde entschied. Kinder blieben Luise und Herbert Holewa dann leider verwehrt. Aber zusammen errichteten sie das Atelier im Garten am Lärchenweg, komplett von ihm entworfen wie auch die meisten Möbelstücke im Haus. In den 70er Jahren hatte Holewa bereits ein Haus mit Scheune im Westerwald, wo er auch größere Skulpturen schaffen konnte. Arbeiten wie sein Bär am Berliner Platz, auf den er gar nicht so stolz ist. Er hätte lieber eine schlichte Mauerskulptur dort hingesetzt, deren Modell in seinem Wintergarten steht. Aber die Stadt wollte einen Bären, Düsseldorf hatte schließlich auch einen. Immerhin konnte er den Zaun als Hinweis auf die geteilte Stadt durchsetzen. In seiner Heimat hatte Herbert Holewa überhaupt weniger Erfolg als anderswo. Berge von Zeitungsausschnitten und Katalogen erinnern an unzählige Ausstellungen in diversen deutschen Städten. Seine größten Erfolge waren Einladungen nach Paris und das Interesse von David Rockefeller, der eine Holewa-Arbeit für sein Museum ankaufte. Artikel über ihn finden sich in einem halben Meter Fachliteratur.

Die langjährige Vertraute Birgit Durdel hat nun begonnen, Werke und Dokumente des 92-Jährigen zu sichten und sein Atelier für den Tag der offenen Tür zu entrümpeln. Der gewonnene Platz inspirierte Holewa zu neuen Taten, eine konkrete Idee hat er schon im Kopf.

(mkl)
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