Leverkusen Benefizlesung vor Kirche rührt zu Tränen

Leverkusen · "Dschihad Calling" (auf Deutsch: "Der Dschihad ruft") lautet der Titel des Romans von Christian Linker, in dem es um einen Jugendlichen geht, der sich radikalisiert und alle Kontakte zu Freunden und Familie abbricht. Im Rahmen der interkulturellen Woche fand vor der Herz-Jesu-Kirche eine Benefizlesung in der Wiesdorfer Fußgängerzone statt, wo der Leverkusener Autor aus seinem Buch vorlas. Ihm gleich taten es die Autorinnen Maren Gottschalk und Regina Schleheck. Gottschalk stellte eine Passage aus ihrer Biografie über den chilenischen Dichter Pablo Neruda vor, der in seinem Leben selbst einmal Flüchtling war. Schleheck gab eine ihrer schwarzhumorigen Krimikurzgeschichten zum Besten. Das Autorenquartett komplettierte der syrische Schriftsteller und Archäologe Jabbar Abdullah, der 2013 aus seiner Heimat floh und seine Erfahrungen in dem Buch "Rakka" niedergeschrieben hat, zum Beispiel den Angriff syrischer Soldaten auf ein Studentenwohnheim.

 Christian Linker (l.) und Jabbar Abdullah lasen in der Wiesdorfer Fußgängerzone vor der Herz-Jesu-Kirche, neben einem symbolischen Zelt.

Christian Linker (l.) und Jabbar Abdullah lasen in der Wiesdorfer Fußgängerzone vor der Herz-Jesu-Kirche, neben einem symbolischen Zelt.

Foto: Uwe Miserius

Linker und Schleheck waren mit der Idee zu dieser Lesung an den Literaturverein Leverkusen herangetreten. "Wir hatten so eine ähnliche Benefizveranstaltung schon einmal vor ein paar Jahren, bei dem Oder-Hochwasser", erzählt Linker. Ziel sei es, Spenden zugunsten der Initiative "Leverkusen hilft" zu sammeln.

"Die Sprache ist das Arbeitsgerät von Autoren und Schriftstellern", sagt Linker. "Wenn man sich aber in sozialen Netzwerken umschaut, sieht man, dass die Hemmschwelle dort immer weiter sinkt und sie für übelste rassistische Hetzte benutzt wird. Deshalb finde ich, dass wir uns äußern müssen."

Am Ende waren die Veranstalter mit der Lesung zufrieden, "auch wenn es ruhig ein paar mehr Zuschauer hätte geben können", wie Stefan Andres, Vorstandsmitglied des Literaturverein , anmerkte.

Eine von den Passanten, die stehen blieben, war Elisabeth Erchfeld. Ihr fiel es schwer, ihre Emotionen zurückzuhalten. "Ich war selbst schon einmal in Jordanien, und es ist kaum vorstellbar, was da gerade passiert", sagte sie. "Dass dann hier alles noch einmal in dieser Lesung nahe gebracht zu kriegen, war sehr ergreifend. Ich war zu Tränen gerührt."

(BQ)
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