Leverkusen Bei Krebs jetzt auch Tabletten statt Chemo

Leverkusen · Im Klinikum werden immer mehr Patienten mit Tabletten gegen Krebs statt mit Chemotherapie behandelt. Gute Wirkung zeigt auch der Einsatz der Kopfkühlhaube.

Leverkusen: Bei Krebs jetzt auch Tabletten statt Chemo
Foto: Miserius, Uwe (umi)

Neue Wege beschreitet das Klinikum Leerkusen jetzt vor allem in der Therapie von Lungenkrebs: Statt der Chemotherapie werden jetzt immer häufiger neu entwickelte Tabletten eingesetzt, wie Onkologie-Chef Dr. Utz Krug auf Nachfrage unserer Redaktion berichtet. Seit August/September werde diese neue Therapieform, die weitgehend ambulant ablaufe, praktiziert. Der große Vorteil gegenüber der zumeist stationären Chemotherapie sei die Tatsache, dass diese Tabletten das Immunsystem nicht mehr so angreifen wie die Chemotherapie. Durch die neuen Medikamente wird laut Dr. Utz die Interaktion der Krebszellen mit dem Immunsystem des Körpers gestört: Die Krebszellen würden regelrecht ausgetrickst, sagt der Onkologe. Allerdings gebe es auch bei der Tabletten-Therapie gegen Krebs Nebenwirkungen, wie im schlimmsten Fall entstellende Hautausschläge und lebensbedrohliche Magen-Darm-Erkrankungen. "Deshalb bereiten wir die Patienten sehr genau auf diese neue Therapie vor. Sie müssen sich, wenn sie Durchfall bekommen, sofort in Behandlung begeben, sonst kann es lebensbedrohlich werden", betont der Chefarzt.

 Warten am Goetheplatz: Flüchtlinge vor dem Medizincheck.

Warten am Goetheplatz: Flüchtlinge vor dem Medizincheck.

Foto: teleact

Auch müssten Patienten, die mit Tabletten gegen Krebs behandelt werden, öfter zu Kontrolluntersuchungen. "Außerdem sind diese

Medikamente noch sehr teuer", bedauert der Facharzt. So koste eine Monatsdosis etwa 4000 Euro, die die Krankenkassen aber nicht unbedingt alle übernähmen. Die Patienten im Klinikum bekamen diese Medikamente aber kostenfrei, berichtet Dr. Krug: "Das machen nicht alle Krankenhäuser so, aber wir verstehen es als Service."

Derr Mediziner betont: "Trotz Tabletten kann man auf die Chemotherapie nicht ganz verzichten." Das hänge von Art und Schwere der Krebserkrankungen ab. Aber auch in diesem Bereich habe die Forschung Fortschritte gemacht: Die Chemotherapien selbst, aber auch die Mittel gegen die bekannten Nebenwirkungen, wie etwa Übelkeit, seien deutlich weiterentwickelt worden.

Sehr gute Erfahrungen hat der Onkologe mit einem Gerät namens Kopfkühlhaube gemacht, das gegen den verbreiteten Haarausfall bei der Chemotherapie zum Einsatz kommt: "Wir haben inzwischen 40 Patientinnen mit der Kopfkühlhaube behandelt, und zwei Drittel haben ihre Haare behalten", freut sich Dr. Krug. Zwar müsse die Haube vor und nach einer Chemotherapie bis zu drei Stunden lang getragen werden: "Wir packen die Patienten dafür ganz dick ein, denn sie frieren sehr stark", berichtet der Mediziner. Aber vor allem Frauen seien sehr motiviert, die Kälte auszuhalten, um ihre Haare nicht einzubüßen.

Während Fälle von Hautkrebs am Klinikum Leverkusen nicht behandelt, sondern diese Patienten in Hautkliniken weiterverwiesen werden, stellt der Chefarzt eine weitere Zunahme von Lungen- und Darmkrebs auf seiner Station fest. Dies entspreche auch den bundesweiten Statistiken. Die Zahl der Raucher lasse zwar nach. Aber wer mit dem Rauchen aufhöre, könne auch Jahrzehnte später noch Lungenkrebs bekommen. Hinzu kämen inzwischen immer noch steigende Fälle von Lungenkrebs durch Asbest, der in den 1970er Jahren als Baumaterial verwendet wurde.

(RP)
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