Leverkusen Behindertensportler Behre eröffnet "Lev liest"

Leverkusen · Als David Behre den Abschnitt seiner Lebensgeschichte aus dem September 2007 vorliest, als er an sich herunterschaute, nur noch Blut sah und feststellen musste, dass er keine Unterschenkel mehr hat, ist es still in der Aula der Gesamtschule Schlebusch. 300 Schüler der neunten Klassen lauschen gebannt der Biografie des 28Jährigen. Behres Vortrag war der Auftakt zur 8. Leverkusener Buchwoche "Lev liest", die noch bis zum 29. April läuft. Der gebürtige Duisburger las 45 Minuten aus seinem Buch "Sprint zurück ins Leben" vor.

 Las 45 Minuten aus seinem Buch "Sprint zurück ins Leben" vor: Behindertensportler David Behre.

Las 45 Minuten aus seinem Buch "Sprint zurück ins Leben" vor: Behindertensportler David Behre.

Foto: Uwe Miserius

"Ich lese auch in meiner Freizeit sehr gerne", sagt Behre. "Am liebsten die Krimis von Tom Wood oder Adler Olsen." Sein eigenes Buch ist kein Krimi, aber deshalb nicht weniger spannend. Es ist die Geschichte eines jungen Mannes, der einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat, sich davon aber nicht entmutigen ließ und nun als erfolgreicher Behindertensportler den Europarekord über 400 Meter hält.

Behre weiß, was er tut, als er die Bühne in der Aula betritt. Er hat bereits das Literaturfest lit.Cologne eröffnet. "Glaubt mir, die Schüler sind gleich ganz ruhig", hatte er vor der Veranstaltung angekündigt, als der Geräuschpegel das keineswegs vermuten ließ. Er behielt Recht. Die 300 Schüler wirken beeindruckt vom Weg, den der ehemalige Moto-Cross-Fahrer genommen hat: vom verheerenden Zusammenstoß mit einem Zug 2007 in Moers, der Not-Operation und den ersten, schwierigen Schritten auf Prothesen. Über den Moment, als er zufällig den Behindertensportler Oscar Pistorius im Fernsehen sah und sich von seiner Geschichte inspirieren ließ. Bis zum 8. September 2012 - auf den Tag genau fünf Jahre nach seinem Unfall - als Behre im Londoner Olympiastadion bei den Paralympics neben Pistorius das Finale über 400 Meter lief.

"Ich finde es wichtig, junge Leute zu erreichen und Hemmschwellen gegenüber Behinderten abzubauen", sagt Behre. Seine Geschichte, die bedrückt und ergreift, soll zudem anderen helfen, an sich zu glauben: "Wenn man das Leben anpackt und nach vorne schaut, kann man alles schaffen", ruft Behre den Schülern zu, die ihm reichlich Applaus spenden. Behre kündigt an, bei den Paralympics in Rio de Janeiro 2016 auf dem Podium stehen zu wollen. Mit den Worten "Ich will Rio rocken", endet sein Buch und somit auch die Lesung.

Schulleiter Bruno Bermes stellte den Gedanken der Inklusion in den Vordergrund: "Vielfalt ist keine Last und kein Risiko. Zu unserer Schule gehören alle - egal, ob leistungsstark oder leistungsschwach, egal, ob mit Migrationshintergrund oder ohne und egal, ob mit Behinderung oder ohne."

(RP)
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