Leverkusen Bayer veröffentlicht seine Zahlungen an Ärzte

Leverkusen · Der Arzneimittelhersteller Bayer wird im Juni erstmals alle Gelder, die er im Jahr 2015 an Ärzte oder Heilberufler gezahlt hat, im Internet offenlegen. "Die Auswertung der Zuwendungen vom vergangenen Jahr läuft gerade", berichtet Bayer-Sprecher Helmut Schaefers. Anlass sei eine europaweite Vereinbarung der forschenden Pharmaunternehmen zu mehr Transparenz für die Patienten.

Zu den geldwerten Zuwendungen gehörten zum Beispiel Zahlungen an Ärzte, die auf Symposien von Bayer medizinische Vorträge gehalten hätten. Patienten könnten in dem Bericht dann genau nachsehen, wie viel Geld ihr Arzt von dem Unternehmen erhalten hat - "sofern der Arzt der Offenlage nicht widerspricht", schränkt Schaefers ein. In diesem Fall werde der Betrag anonymisiert veröffentlicht, als Sammelposten aller Ärzte, die ihre Einnahmen aus der pharmazeutischen Industrie nicht kundtun wollen.

"In der Vergangenheit haben wir bereits regelmäßig über unsere Zahlungen an Patientenorganisationen informiert", sagt Schaefers. "Das wird nun ausgeweitet um die Zuwendungen an Ärzte und Heilberufler." Zu Letzteren gehörten beispielsweise Apotheker oder Mitarbeiter aus dem Pflegesektor.

Der neue Transparenzkodex stoße nicht überall auf Zustimmung, berichtet der Bayer-Sprecher. Grundsätzlich sehe die Ärztevertretung "Marburger Bund" das Vorhaben aber als positiv an.

Die Offenlage diene dazu, die Kooperation mit der Ärzteschaft für die Patienten nachvollziehbar zu machen, teilt der Verband forschender Arzneimittelhersteller mit. Die Öffentlichkeit sehe die Zusammenarbeit von Pharmaindustrie und Ärzteschaft sehr kritisch. Es sei für beide Seiten deshalb von Vorteil, die Kooperation offen darzustellen.

"Die Zusammenarbeit von Arzneimittelherstellern mit Ärzten und anderen Heilberufen hat zahlreiche innovative Medikamente hervorgebracht und den Einfluss vieler Krankheiten auf unser Leben positiv verändert", schreibt die Bayer-Tochter in Österreich auf ihrer Internetseite. Und Helmut Schaefers ergänzt: "Eine klinische Studie von Medikamenten funktioniert nun mal nicht ohne Ärzte."

Der Transparenzkodex gilt nach Angaben des Vereins "Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie" für alle Mitgliedsunternehmen. Erfasst würden seit 2015 alle Zahlungen und vermögenswerten Zuwendungen an medizinische Fachkreise, und zwar aus den Bereichen Forschung und Entwicklung, Spenden und Zuwendungen, Sponsoring und finanzielle Förderungen, Einladungen zu Fortbildungsveranstaltungen sowie Dienstleistungs- und Beratungshonorare.

(sug)
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