Leverkusen Bayer 04-Fan kündigt 23 Anzeigen gegen KVB-Fahrer an

Leverkusen · Rund um das Spiel Köln gegen Bayer 04 berichten weitere Personen über Vorfälle in der Straßenbahn. Es geht um unterlassene Hilfeleistung.

 So feiern die Fans von Bayer Leverkusen ihre Mannschaft.

So feiern die Fans von Bayer Leverkusen ihre Mannschaft.

Foto: RP, Miserius

Die Vorwürfe gegen einen Bahnfahrer der Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) vonseiten der Bayer 04-Anhänger reißen nicht ab. Nachdem der Werkself-Fan Marcus Sonnenberg von teils dramatischen Szenen berichtet hat, die sich in Sonderbahnen zugetragen haben sollen, mit denen Besucher zum Fußball-Spiel im Stadion in Müngersdorf gebracht wurden (wir berichteten), meldeten sich weitere Personen dazu zu Wort. "Die Bahn war völlig überfüllt, und es ist ein Wunder, dass nichts Schlimmeres passiert ist", sagte ein Mann aus Leichlingen, der namentlich nicht genannt werden möchte.

Er habe in der gleichen Bahn wie Sonnenberg gestanden und gibt auch an, dass der Fahrer der Bahn auf mehrfache Notrufe nicht reagiert habe. Auch sei die Bahn trotz Betätigen der Notbremse und mit geöffneter Tür weitergefahren. "Und zwar nicht, wie die KVB sagt, bis zur nächsten Haltestelle, sondern noch anderthalb bis zwei Kilometer", sagt der Werkself-Anhänger. Nach dem Stop der Bahn habe der Bahnfahrer, behauptet der Leichlinger, die Lüftung angeschaltet mit den Worten: "Na, dann müssen wir jetzt wohl doch den Leverkusenern mal Luft geben.

" Andere Insassen der Bahn geben an, davon nichts mitbekommen zu haben. Sonnenberg sagte gestern, dass er an seinem Heimatort Anzeige gegen den KVB-Fahrer gestellt habe: wegen unterlassener Hilfeleistung und vorsätzlicher Körperverletzung. Er wisse von 23 Personen, die Anzeige gegen den Fahrer stellen würden und berichtete von drei Betroffenen, die durch die Vorfälle unter psychischen Problemen litten. Eine liege im Krankenhaus.

Laut Polizei seien einige Kräfte unmittelbar am Ort des Geschehens gewesen, als die Bahn im Bereich Aachener Straße und Gürtelgestoppt habe. Weil in der Vergangenheit mehrfach Insassen von Sonderbahnen Türen eigenmächtig geöffnet hätten, "sind unsere Kräfte in solchen Fällen sehr aufmerksam, um drohende Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans zu vermeiden", sagte eine Sprecherin. Deshalb und um zu vermeiden, dass sich Personen auf den Gleisen aufhalten, seien die Polizisten angehalten, alle Personen in die Bahn zurückzuschicken.

Dem Vorwurf, dass in diesem Fall Beamte Personen unter Androhung von Pfefferspray und Schlagstock in die Wagen zurückgedrängt hätten, widerspricht die Sprecherin. "Es wurde schnell erkannt, dass eine Frau Hilfe braucht." Sie schloss nicht aus, dass Polizisten möglicherweise Pfefferspray in der Hand gehalten haben bei ihren Aufforderungen, zurück in die Bahn zu gehen. "Das mag für den ein oder anderen, der solche Einsätze der Polizei nicht kennt, bedrohlich wirken", räumt die Sprecherin ein.

Aber: "Es kam kein Pfefferspray zum Einsatz. Die Sprecherin merkte an, dass Ermittlungen zum Geschehen in der Bahn erst aufgenommen werden, wenn eine Strafanzeige dazu vorliege. Dies sei gestern Nachmittag noch nicht der Fall gewesen - was nicht im Widerspruch zu Sonnenbergs Angaben stehe, da dieser seine Anzeige nicht in Köln oder Leverkusen gestellt haben will. Es könne drei bis vier Tage dauern, bis eine Anzeige ihren Weg zu den Kollegen gefunden habe, sagt die Polizei.

. Marcus Sonnenberg berichtete zudem von einem Bekannten, der an der Wache an der Heymannstraße eine Anzeige stellen wollte, aber abgewiesen worden sei. Ein Polizeisprecher bezweifelte dies, fügte aber an, dass stets die Möglichkeit bestehe, eine Anzeige übers Internet zu stellen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort