Leverkusen Bankenexperte kritisiert üppigen Bonus für Herpolsheimer

Leverkusen · Der ehemalige Leverkusener Sparkassenchef soll allein 2014 mehr als 100.000 Euro zusätzlich bekommen haben.

 Der ehemalige Chef der Sparkasse Leverkusen: Manfred Herpolsheimer.

Der ehemalige Chef der Sparkasse Leverkusen: Manfred Herpolsheimer.

Foto: Sparkasse

Die offenbar überaus üppige Bonuszahlung für den ehemaligen Leverkusener Sparkassenchef Manfred Herpolsheimer ist in Expertenkreisen auf deutliche Kritik gestoßen. So nannte der Frankfurter "Bankenprofessor" Ralf Jasny - Lehrstuhlinhaber an der University of Applied Sciences - die Kriterien für die Vergabe der Summe gestern im Gespräch mit unserer Redaktion "schlichtweg nicht mehr nachvollziehbar".

Herpolsheimer hat laut Angaben des Rechercheverbundes "http://correctiv.org/" 26 Prozent seines Gehaltes als Bonus erhalten. In 2014 soll dies eine Summe von 103.000 Euro - 42.000 Euro mehr als vorgesehen - gewesen sein. Gemeinsam mit der FAZ hatte "correctiv.org" dies bei einer erstmals durchgeführten Auswertung aller verfügbaren Sparkassengehälter herausgefunden.

Der Leverkusener ist demnach keine Ausnahme: Die Sparkasse Köln/Bonn hat ihrem kompletten Vorstand offenbar einen Bonus von gut 22 Prozent genehmigt. Der Vorsitzende Artur Grzesiek habe neben einem Festgehalt von 590.600 Euro im Jahr 2013 noch weitere 137.500 Euro als Prämie ausgezahlt bekommen, heißt es in den Infos des Rechercheverbundes.. Das seien fast 50.000 Euro mehr, als die beiden Sparkassenverbände in NRW als Richtwert festgeschrieben haben.

Und genau das bringt Experten wie Jasny auf die Palme: "Wofür geben die Verbände eigentlich solche Empfehlungen aus, wenn die Maßgaben nicht eingehalten werden?", fragt der Professor. Die Grundgehälter der Sparkassenchefs hierzulande seien eh bereits sehr üppig bemessen, dazu kommen noch sehr hohe Pensionszusagen.

Diese Vergütungen, wie im Fall Herpolsheimer aber noch einmal satt zusätzlich über die Empfehlungen des eigenen Verbandes aufzustocken, entbehre jeder Grundlage: "Mann kann solche Boni bei streng leistungsorientierten Verträgen ja zahlen", sagt Jasny, "dann aber bei deutlich moderaterem Grundgehalt und branchenüblichen Pensionsleistungen - und bei weniger guten Leistungen muss der Bonus dann auch gering ausfallen." Das jetzige Vergütungssystem der Sparkassen biete keine Leistungsanreize, findet Jasny: "Viel gezahlt wird ja sowieso."

Das eigentliche Ärgernis stellten aber die - mit Politikern besetzten - Sparkassen-Verwaltungsräte dar, die als Aufsichtspersonen "solche fürstlichen Vergütungen abnicken". Der Vertrag von Ex-Sparkassenchef Herpolsheimer war im April aufgelöst worden - drei Jahre vor Ablauf .

(RP)
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