Leverkusen/Köln Autorennen: Polizei greift verschärft ein
Leverkusen/Köln · Fällt ein Senior durch unsicheres oder unfallträchtiges Fahren auf, kann das Straßenverkehrsamt den Führerschein auf Dauer entziehen. Wegen "Ungeeignetheit" zum Autofahren. Mit dieser Methode will man jetzt auch Raser aus dem Verkehr ziehen.
In Köln und auch in Leverkusen nehmen illegale Autorennen zu. "Das ist in dieser Häufung relativ neu für uns", berichtet Hermann Schiffer, Leiter der Polizeidirektion Köln. Die Polizei glaubt, dass imponiersüchtige Fahrer durch Rasen im Wettstreit mit einem Konkurrenten für den Tod von zwei unbeteiligten Menschen (Köln) und für den schwer verletzten Radfahrer in Leverkusen (Unfall Schloss Morsbroich) verantwortlich sind. Bestätigen sich die Annahmen, werden die Fahrer wegen vollendeter Tötung beziehungsweise versuchter Tötung vor Gericht gestellt.
Dies kann aber selbst nach abgeschlossenen Ermittlungen einige Zeit dauern. Nach den drei Raserunfällen begann die Polizei jeweils am folgenden Tag mit Zeugenvernehmungen. Ob auch die Gerichtstermine zeitnah folgen? Dazu wagten die Polizeivertreter keine Schätzung. "Haftsachen haben Vorrang", sagte Präsident Albers nur. Deshalb will die Polizei Köln auch auf dem reinen Verwaltungsweg die "Rennfahrer" aus dem Verkehr ziehen: "Hand in Hand mit den Straßenverkehrsbehörden", sagt Albers. Die ersten Kooperationsgespräche mit den Ämtern liefen jedenfalls.
Nach Gesetz könne das Straßenverkehrsamt einem Raser bescheinigen, "grundsätzlich ungeeignet" für das Fahren von Kraftfahrzeugen zu sein, sagt Verkehrsexperte Schiffer. Der Vorteil: Ohne Gerichtsurteil und relativ schnell könnte der Raser dauerhaft seinen Führerschein verlieren. Betroffene können den Entzug vor Gericht anfechten (Schiffer).
Die Polizei Köln/Leverkusen hat den Kampf gegen die illegalen Rennen zu einem Schwerpunkt ihrer Arbeit erklärt. "Das sind wir den Opfern schuldig. Solches testosteron-gesteuertes Fahren ist nicht tolerabel", betonen Polizeipräsident Wolfgang Albers und sein Mitarbeiter Schiffer bei der Vorstellung ihrer Aktion am Auenweg in Köln. An dieser eher schmalen Straße entlang des Mülheimer Hafens (nahe Zoobrücke und "Claudius-Therme") musste vor zwei Wochen eine 19-jährige Radlerin sterben, weil zwei Fahrer sich vermutlich ein Rennen lieferten. Ein Fahrzeug schleuderte auf den Radweg und erfasste die junge Frau.
Freitagabend rollten hunderte Radfahrer über den Auenweg und hielten eine demonstrative Schweigeminute an der von Kerzen gesäumten Unfallstelle ab. Kurz zuvor hatte die Polizei massive Tempokontrollen durchgeführt. Von rund 3200 gemessenen Fahrern waren 217 zu schnell. Ein Kradfahrer raste mit 95 km/h bei erlaubten 50 km/h über die Innenstadtstraße. Dass sich auf der Gustav-Heinemann-Straße in Leverkusen oft Fahrer illegale Rennen liefern, bestätigten die Kölner Polizeichefs nicht. Auch den Hang zum Rasen, den Mitglieder einer Leverkusener Großfamilie regelmäßig auf der Hauptstraße (zuletzt am Freitag) zelebrieren, hat die Polizei nicht im Fokus. Direktionsleiter Schiffer forderte die Bürger aber auf, der Polizei Raserstrecken zu melden, auch über Facebook oder per Mail.