Leverkusen Auszeichnung für die "Reparatur-Wertstatt"

Leverkusen · "Hilfe zur Selbsthilfe" ist ein Satz, den sich die Leverkusener "Reparatur-Wertstatt" zu eigen macht. Fürs Engagement gab's jetzt einen Preis.

 Friedhelm Boll ist Experte der ersten Stunde bei der Reparatur-Wertstatt. Zu ihm kommen die Leute mit kaputten Föns und anderem Elektro-Gerät.

Friedhelm Boll ist Experte der ersten Stunde bei der Reparatur-Wertstatt. Zu ihm kommen die Leute mit kaputten Föns und anderem Elektro-Gerät.

Foto: Matzerath

Wenn das Kassettendeck nur noch Bandsalat produziert - dann heißt der naheliegende Gedanke: Da gibt es doch die Elektrokleingerätecontainer der Avea, in die sich so ein Kassettenrecorder entsorgen ließe. Richtig. Das Aber folgt umgehend. Denn in Leverkusen soll sich seit Anfang vergangenen Jahres auch ein zweiter Gedanke etablieren: Warum mit dem Kassettendeck nicht erstmal zur nächsten Reparatur-Wertstatt und mit Hilfe von ehrenamtlichen Experten versuchen, das Ding wieder flott zur kriegen?

Dass an der Stelle des K für Werkstatt ein T für Wertstatt steht, ist Absicht. "Die Leute sollten Dingen einen Wert beimessen", hatte Manfred Urbschat von der Arbeitsgemeinschaft Ausbesserungswert schon bei der Vorstellung des Projekts Anfang 2015 erläutert. Egal, ob das Radio defekt ist, der Pullover Löcher hat oder die Vase in Scherben liege - das wäre alles kein Grund, um die Dinge wegzuwerfen. "In erster Linie geht es uns um Nachhaltigkeit", betont auch Elena Daniel, Vorsitzende des entstandenen Vereins. Und das ist immer noch das Gebot der Stunde. Denn manches lasse sich durchaus gut reparieren.

Zweiter Leitsatz: Nicht die Bürger kommen mit defekten Geräten, geben sie ab und die ehrenamtlichen Experten reparieren, sondern: Hilfe zur Selbsthilfe soll bei den Treffen gegeben werden. Die erfahrenen Bastler verschiedener Gewerke wollen die Besucher beim Reparaturversuch anleiten, wollen mit ihnen zusammen instandsetzen und Tipps geben. "So wird die Fähigkeit, vieles selbst reparieren zu können, trainiert", heißt es von den Machern der Reparatur-Wertstatt. Und genauso war es nun auch wieder beim jüngsten Termin im Awo-Seniorenzentrum in Schlebusch. Das - derzeit noch - Besondere an der Wertstatt: Sie hat keine Räumlichkeiten. Deshalb fahren die Wertstatt-Helfer monatlich in soziale Einrichtungen in den Stadtteilen und offerieren dort ihre Unterstützung. Das wird nicht nur von Menschen wahrgenommen, die daheim mit den Tücken der Technik kämpfen. Denn "HelferHerzen - der "dm-Preis für Engagement" - hat die Reparatur-Wertstatt jetzt ausgezeichnet. Bundesweit verleiht eine Jury aus Mitgliedern des Nabu, der Unesco, des Kinderschutzbunds und der Drogeriemarktkette insgesamt 1000 mal diese Auszeichnung, die mit jeweils 1000 Euro dotiert ist. "Wir haben so eine Idee, was wir mit der Auszeichnung anfangen", verrät Elena Daniel. In naher Zukunft soll ein Lastenfahrrad gebaut werden. Das koste voraussichtlich mehrere tausend Euro, und so könne man das gewonnen Preisgeld gut investieren. "Aber natürlich überwiegt der Gedanke, medial wahrgenommen zu werden", ergänzt sie.

Wer auf das Wissen der ehrenamtlichen Experten beim Selbstreparieren bauen will: Der nächste Termin ist am 30. September zwischen 14 und 18 Uhr im Jugendhaus in Rheindorf.

(hawk)
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