Leverkusen Aufstieg in die Königsklasse

Leverkusen · Vom Stiefkind zum Klassenprimus: Die ehemalige Bayer-Kunststoffsparte erklimmt derzeit die Erfolgsleiter im Eiltempo. Seit zwei Jahren ist Covestro im MDax notiert. In zwei Wochen wechselt das Börsenpapier des Konzerns in den bedeutendsten deutschen Aktienindex, den Dax. Raus aus dem Leitindex ist dafür die ProSiebenSat.1-Mediengruppe.

Es ist das Jahr 1988. Großbritannien. In London hat ein junger Mann nach dem Studium in Oxford seine Laufbahn beim Chemieunternehmen ICI begonnen und eine junge Frau ihre Karriere mit einem Lied, das zum Ohrwurm werden sollte. Der junge Mann ist Patrick Thomas, heute Chef des Kunststoffherstellers Covestro. Die junge Frau die Sängerin Yazz.

Was sie verbindet, ist das Lied - "The only way is up" ("Der einzige Weg führt nach oben"). Für Yazz sollte es bisher der einzige große Erfolg in ihrer Karriere bleiben. Für Patrick Thomas könnte es der Soundtrack zur Entwicklung des von ihm geführten Konzerns sein. Denn in knapp zwei Wochen wird Covestro - schneller als erwartet - in den Dax aufsteigen. Dort sind die 30 größten und börsenumsatzstärksten Unternehmen im Land notiert. Fußballssportlich ausgedrückt: Es ist die Königsklasse. Die Deutsche Börse hat den Aufstieg Covestros sachlich ausgedrückt: "Die Aktien der Covestro AG werden in den Dax-Index aufgenommen... Die Aufnahme der Covestro AG erfolgt nach der Fast-Entry-Regel; das Unternehmen qualifiziert sich aufgrund seiner hohen Marktkapitalisierung und des Orderbuchumsatzes für den Dax-Index." Der Leverkusener Konzern verdrängt damit die ProSiebenSat.1 Media SE. Sie rutscht in den MDax. Dort ist Covestro seit zwei Jahren notiert, ebenso Lanxess. Im MDax sind die 50 börsenstärksten Unternehmen nach dem Dax abgebildet.

"Wir freuen uns sehr über die Aufnahme in den Dax. Sie ist eine weitere Bestätigung für die erfolgreiche Entwicklung unseres Unternehmens in den vergangenen Jahren und die Attraktivität unserer Aktie", merkte gestern Patrick Thomas zu der Nachricht aus Frankfurt an. Die dürfte für manchen Anteilseigner ohnehin schon attraktiv sein, denn Thomas hatte vor gut zwei Wochen bei der Vorstellung der Bilanzzahlen verkündet, er wolle der Hauptversammlung eine Dividende von 2,20 Euro vorschlagen - im Vorjahr hatte es 1,35 Euro gegeben. Damit ist Covestro gerade mal 60 Cent unter dem vergangene Woche von Bayer ausgegebenen Dividendenvorschlag von 2,80 Euro. Thomas sagte, auch zukünftig werde Covestro dadurch "eine noch größere Aufmerksamkeit gewinnen". An der Börse hat der Konzern das gestern schon erreicht. Die Aktie legte teils um vier Prozent zu. Covestro scheint derzeit auf der Überholspur. Vor zehn Jahren sah das anders aus. Da war der Konzern, noch als Bayer-Sparte, von der Wirtschaftskrise gebeutelt, sackte neben den Vorzeigesparten Pharma und Agrar des Öfteren ab, weil die Kunststoffsparte stärker als die beiden anderen von wirtschaftlichen Entwicklungen abhängig ist. Dass Covestro schon in zwei Wochen in den Dax aufsteigt, überrascht. Denn bisher galt als wahrscheinlich, dass der Wechsel im September vollzogen werden könnte. Allerdings: Seit dem Börsengang im Herbst 2015 hat Covestro stetig überzeugt, hat den Einstiegskurs der Aktie von 24 Euro bis jetzt fast vervierfacht.

Bayer hat mittlerweile den Anteil an Covestro stark reduziert, hält direkt noch 14 Prozent. "Zum 5. März liegt der Streubesitz von Covestro bei ungefähr 86 Prozent, die Marktkapitalisierung beträgt rund 17,6 Mrd. Euro", heißt es vom Konzern. Für Thomas dürfte der die Dax-Notierung vielleicht das schönste Abschiedsgeschenk sein. Der Brite (60) verlässt in diesem Jahr den Konzern.

(RP)
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