Leverkusen Aufruhr im Gallierdorf: Wir wollen Ruhe

Leverkusen · Wäre Reiner Calmund noch Manager von Bayer 04, sähe die Lage anders aus: Der hätte längst mal hereingeschaut. Vielleicht hätte er den Grill auf der Terrasse von Ute Pilch angeworfen. "Der Calli hätte bestimmt eine Lösung gefunden", bekräftigt Gisela Kronenberg und fügt an: "Zumindest hätte er sich gemeinsam mit uns an einen Tisch gesetzt."

BayArena-Umbau: Endspurt an der Südtribüne
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"Morgens halb sieben geht es los"

Dieses Gedankenspiel basiert einzig auf Hoffnung. Denn Calmund arbeitet seit 2004 nicht mehr bei Bayer 04, Pilch und Kronenberg sind aber noch da. Sie wohnen in der Gallier-Siedlung, die sich aus der Fridtjof-Nansen- und Elsa-Brandström-Straße zusammensetzt und wo das vergrößerte Stadion optisch und akustisch das Umfeld dominiert.

In der BayArena gehen die Arbeiter nun noch geräuschvoller als sonst zu Werke. Das Finale des Umbaus macht es nötig. Sechs Tage lang (inklusive des morgigen Sonntags) werden Kran-Fundamente weggemeißelt. "Morgens geht es um halb sieben los. Der Geräuschpegel steigt von null auf hundert", klagt Pilch, Kronenberg ergänzt: "Nach den Stahlbauarbeiten im letzten Jahr werden uns die zweiten Sommerferien nacheinander kaputt gemacht."

Beschwert hätten sie sich schon einige Male, gebessert habe sich nichts, monieren die Gallier.

Immerhin haben die Anwohner vom Petitionsausschuss des NRW-Landtags schwarz auf weiß, dass die Ansiedlung von Sport- und Veranstaltungsgebäuden (Bay- und Smidt-Arena, Soccer-Halle) rings um die 70 Jahre alte Siedlung unvereinbar mit dem Baugesetz sei. "Die Lage ist wie in Leichlingen-Diepental. Dort muss ein Haus abgerissen werden. Müsste man also nicht auch die BayArena abreißen?", fragt Kronenberg. Der Petitionsausschuss sagt: Nein. Er schreibt von einer "unumkehrbaren Entwicklung".

Skurrile Lösung

Der Ausschuss zeigt Lösungen auf: So können die Gallier künftig kurz nach Spielen in der Arena ihre Siedlung über Bismarckstraße- und Flensburger Straße verlassen und erreichen. Und sie dürfen dann die Fußgänger- und Radfahrerbrücke an der Sonderburger Straße mit dem Auto nutzen. Es klingt aber skurril, wenn der Ausschuss dort Begegnungsverkehr verbietet: Die Brücke ist zwei Meter breit. Wirklichkeitsfremd finden das die Gallier. "Wir wurden vom Ausschuss nicht angehört", moniert Pilch.

Sie und Kronenberg wissen, dass sie von einigen als "Nörgler" betrachtet werden. "Dabei wollen wir nur Ruhe", sagt Kronenberg, "und dass man mit uns spricht". Bisher ging beides nicht in Erfüllung. Und Calli wird wohl nicht auftauchen.

(RP)
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