Leverkusen Auch Muslime können Schützenkönig werden

Leverkusen · Muslimische und homosexuelle Mitglieder dürfen die katholischen Bruderschaften aufnehmen. Anstoß aus Leverkusen für Wertedebatte.

 Bundesschützenmeister Emil Vogt aus Leverkusen hat eine Wertedebatte angesichts der Muslimen- und Schwulenkontroversen angestoßen.

Bundesschützenmeister Emil Vogt aus Leverkusen hat eine Wertedebatte angesichts der Muslimen- und Schwulenkontroversen angestoßen.

Foto: BHDS

Die öffentlichen Kontroversen um schwule und muslimische Schützenkönige haben jetzt eine Wertedebatte ausgelöst, die maßgeblich von dem Leverkusener Bundesschützenmeister Emil Vogt angeführt wird. Der im März gewählte Vogt hat gemeinsam mit Schützen-Hochmeister Emanuel Prinz zu Salm-Salm einen Prozess angestoßen, der möglichst im März 2016 bei der Bundesversammlung des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) im Leverkusener Forum als Regelwerk verabschiedet werden soll.

"Wir sind am Anfang der Debatte", sagt Vogt. Er macht aber bereits deutlich: "Wir sind der einzige kirchliche Schützenverband und sind stolz darauf. Deshalb wollen wir uns unsere kirchliche Basis wieder mehr ins Gedächtnis rufen." Dabei hätten sich die 1300 Schützenbruderschaften mit ihren 400 000 Mitgliedern zu fragen, wie sie ihre christlichen Werte in einer gewandelten Gesellschaften leben und nach außen vermitteln wollten, verdeutlicht Vogt. Und dazu sollen Regeln aufgestellt werden, die den Bruderschaften aber vor der entscheidenden Sitzung im nächsten Frühjahr in Leverkusen jetzt zur Diskussion vorgelegt werden. Ein Beispiel: "Ich würde mir wünschen, dass Bruderschaftler auch sonntags in die Hl. Messe gehen", sagt Vogt. Denn das Präsidium des BHDS verbinde mit seiner angestoßenen Profildiskussion die Frage, wie der Glaube öffentlich gelebt werden und welche Form des Glaubensbekenntnisses von den Schützen erwartet werde. "Deshalb müssen wir glaubhaft sein. Wer aus der Kirche ausgetreten ist, kann sich nicht um Aufnahme in eine kirchliche Gemeinschaft bewerben", sagt Vogt. Denn es müsse doch eine Zumutung für einen Ausgetretenen, Ungetauften oder einer anderen Religion angehörenden Menschen darstellen, ausdrücklich nach den katholischen Werten zu leben, meint Vogt.

Auf der anderen Seite solle aber jeder Bruderschaft die Freiheit gegeben werden, für sich zu entscheiden, wen sie aufnimmt und wer damit auch Schützenkönig werden kann, betont Vogt, der aber auch deutlich macht: "Wer Angehörige anderer Religionsgemeinschaften aufnehmen will, muss wissen, wofür er selbst einsteht." Identität und Integration sehe der BHDS auch mit Blick auf die Zuwanderung von Flüchtlingen als grundlegende Zukunftsfragen an. Deshalb sagt Vogt auch im Hinblick die Homosexuellendebatte in den Bruderschaften: "Die sexuelle Orientierung eines Menschen gehört zu seiner Persönlichkeit und Identität und ist für die Aufnahme in eine Bruderschaft unerheblich. Homosexuelle Schützenbrüder und Schützenschwestern haben daher selbstverständlich alle Mitgliedsrechte, Mitgliedspflichten, einschließlich der Möglichkeit, die Königswürde zu erringen." Vogt spricht von einem "Spagat", auf das sich jede einzelne Bruderschaft nun mit der Wertedebatte einzulassen habe. Er sei gespannt auf das erste Feedback aus den Bruderschaften im November bei der Hauptvorstandssitzung in Langenfeld.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort