Leverkusen Arnold (Grüne): Warum lehnen wir Kulturspar-Gutachten denn nicht ab?

Leverkusen · Es war ein dicker Stapel mit Unterschriftenlisten, den Britta Meyer und Martin Ehrhardt im Namen der "außerordentlichen Kulturkonferenz" vor Beginn des Betriebsausschusses KulturStadtLev überreichten. 5600 Unterschriften hat das Netzwerk von Kulturschaffenden der außerordentlich aktiven freien Szene Leverkusens bei diversen Aktionen gesammelt.

Unter anderem bei der Schuh-Aktion vor dem Rathaus, die 440 Euro für den Förderverein eingespielt hat, der damit in den Herbstferien Musikangebote für Flüchtlings-Kinder finanziert.

Hätte man Listen in allen Kultur-Einrichtungen ausgelegt, hätten sich noch mehr Bürger für den Erhalt des Kulturangebots und gegen die im KPMG-Gutachten vorgeschlagenen Kürzungen ausgesprochen, versicherte Ehrhardt. Als Sprecher der Honorarkräfte an der Musikschule gab er deren Erleichterung weiter, dass der Rat immerhin eine Quote von maximal 26 Prozent Lehrer auf Honorarbasis festgeschrieben habe. Allerdings wünschen er und seine Kollegen die Gleichbehandlung mit Festangestellten: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Im Namen aller Kulturschaffender mahnte er die Politiker: "Wir sind in Notsituationen, das geht nicht so weiter." Engagement und große Bürgerbeteiligung zeigten, welche Basis die Forderung zum Erhalt des Kulturangebots habe, sagte Ausschuss-Vorsitzende Roswitha Arnold als sie das Paket entgegennahm. "Das darf nicht ungehört in der Schublade verschwinden."

Kultur ist Bildung und damit lebenswichtige Grundlage. Soweit sind sich die kulturpolitischen Sprecher der Ratsfraktionen einig. Doch anders als die Kulturschaffenden, die in der Krise zusammenrückten statt Verteilungskämpfe zu beginnen, ziehen die Politiker nicht an einem Strang. Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen darüber, wie man die Angebotsvielfalt erhalten kann. Die Mehrheit einigte sich nach langer Diskussion auf den von der SPD favorisierten Lösungsweg, nämlich die Fortschreibung des 2008 aufgestellten Kulturentwicklungsplanes, der in Teilen unerfüllt blieb. Der müsse an die bestehende Situation angepasst werden, argumentierte Heike Bunde (SPD). "Wir müssen dringend überlegen: Welche Ziele haben wir."

Jetzt sei nicht der richtige Zeitpunkt, sagte Martin Keil für Bündnis 90/Die Grünen. Erst müsse das Jahr zu Ende gebracht und der Haushalt verabschiedet sein. Es sei zu früh, findet auch Dezernent Marc Adomat, zumal die Verwaltung derzeit ohnehin stark gefordert sei. "Meinen Mitarbeitern steht das Wasser bis Oberkante Unterlippe." Vorsitzende Roswitha Arnold schlug vor: "Was hindert uns dran, aufzustehen und zu sagen: Was im KPMG-Gutachten steht, lehnen wir ab?" Zumal die KSL auch noch den Verlust der so genannten "Bahnstadt-Million" verkraften muss. Sie vermutete, dass es nie ein ernsthaftes Gespräch mit der Bezirksregierung gegeben habe, sondern die Stadt in vorauseilendem Gehorsam gehandelt habe. Hans Klose (SPD) nannte das "Verschwörungstheorie".

(mkl)
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