Leverkusen Antrag zum Welterbe noch dieses Jahr

Leverkusen · Ein Verein will einen entsprechenden Kurzantrag einreichen. Die Johanneskirche selbst hat keinen Pfarrer mehr.

 Die Johanneskirche wurde als Ensemble mit Gemeindehäusern und Garten von Architekt Otto Bartning konzipiert.

Die Johanneskirche wurde als Ensemble mit Gemeindehäusern und Garten von Architekt Otto Bartning konzipiert.

Foto: Uwe Miserius

Die Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Superintendent Gert-René Loerken im Streit um die Eigenständigkeit der evangelischen Johanneskirchengemeinde ist vom Tisch. Die Beschwerde sei "von den zuständigen Stellen hier im Haus geprüft und inzwischen zurückgewiesen worden, da die Dienstführung des Superintendenten weder aus sachlichen noch aus rechtlichen Gründen zu beanstanden ist", teilte Jens Peter Iven, Sprecher der Evangelischen Kirche im Rheinland, jetzt auf Anfrage unserer Zeitung mit. Dies sei dem Beschwerdeführer schriftlich mitgeteilt und erläutert worden.

Eingereicht hatte die Beschwerde der Sprecher der Manforter Interessengemeinschaft zum Erhalt der Johanneskirchengemeinde. Er warf dem Superintendenten vor, die Schließung der Gemeinde zu betreiben, obwohl sie keine roten Zahlen schreibe. Loerken hingegen hatte dargelegt, dass die 1500 Mitglieder umfassende Gemeinde nur noch von ihren Rücklagen lebe und die Mitgliederzahl weiter schrumpfe. Damit fehle die finanzielle Grundlage, die Gemeinde auf Dauer zu halten. Sie wird schon seit Januar dieses Jahres pfarramtlich von den Nachbargemeinden Wiesdorf und Schlebusch mitversorgt, weil sie keinen eigenen Pfarrer mehr hat.

Nicht vom Tisch ist dagegen das Bestreben verschiedener Bürger, die Johanneskirche als Weltkulturerbe unter Schutz stellen zu lassen. Allerdings nicht alleine, sondern als Teil eines Ensembles verschiedener Notkirchen, die zwischen 1947 und 1953 vom Architekten Otto Bartning mit einfachen Mitteln gebaut wurden. "Wir wollen noch dieses Jahr, wie geplant, einen Kurzantrag dafür einreichen", kündigt Immo Wittig, Vorstandsmitglied der Otto-Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau, an.

"Der richtige Antrag zum Weltkulturerbe soll dann 2019 folgen." Dafür müssten umfassende Erläuterungen beigebracht werden, deren Zusammenstellung sehr aufwendig sei. "Allerdings hilft uns dabei jetzt der Endbericht zu einem EU-Projekt, in dem es mit zehn Partnern aus acht Ländern um Sakralbauten und Erinnerungskultur ging und in dem zwei Notkirchen von Otto Bartning ein Teilthema waren", berichtet Wittig.

Die Johanneskirche sei etwas ganz Besonderes. "Sie wurde gebaut, als das Hilfsprogramm schon ausgelaufen war", sagt Wittig. Dadurch habe mehr Geld als bei anderen Notkirchen zur Verfügung gestanden. "Und so konnte Bartning ein Idealkonzept verwirklichen - mit Kirche, Gemeindehäusern und Gartengestaltung. Das alles gehört zum Denkmalschutz dazu."

Der ist allerdings noch nicht gesichert, moniert der Rechtsanwalt Rainer Bollmeyer. Zwar habe der Leverkusener Stadtrat im Mai dieses Jahres einstimmig die Aufnahme des Gemeindezentrums in die Weltkulturerbeliste befürwortet. "Trotzdem hat die Kreissynode Leverkusen am 1. Juli 2017 eine Beschlussvorlage gebilligt, wonach die Grünfläche des Gemeindezentrums zur Bebauung vorgeschlagen wird", kritisiert der RP-Leser und frühere Ministerialrat. Dabei habe das Denkmalschutzamt dem Ansinnen widersprochen. Außerdem sei eine Änderung des Bebauungsplans ausgeschlossen worden.

Die rheinische Landeskirche steht dem Antrag zum Unesco-Weltkulturerbe nach eigenem Bekunden positiv gegenüber. Ihr zufolge verdienen die Notkirchen architektonisch und geschichtlich besondere Beachtung.

(sug)
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