Leverkusen Als das Rathaus eingeweiht wurde

Leverkusen · Leverkusener teilten in der Stadtbibliothek ihre Erinnerungen an das Jahr 1977.

 Bürger berichteten in der Stadtbibliothek, welche Erlebnisse sie mit dem Jahr 1977 verbanden.

Bürger berichteten in der Stadtbibliothek, welche Erlebnisse sie mit dem Jahr 1977 verbanden.

Foto: Uwe Miserius

Der Bruttolohn eines Durchschnittsverdieners betrug 700 Euro. Ein Liter Benzin kostete 45 Cent. In Leverkusen wurde die Energieversorgung Leverkusen (EVL) gegründet und das einstige Rathaus neu eröffnet - einige Beispiele des Jahres 1977. Zu einer Zeitreise in die nahe Vergangenheit trafen sich am Mittwoch Zeitzeugen mit Besuchern in der Stadtbibliothek.

Zur Einführung demonstrierte Heimatkundler Ralph Junker Fakten und Bilder, ehe einige Bürger über persönliche Ereignisse des Jahres berichteten. Für Werner Schäfer vom Stadtarchiv war das Besondere zum Beispiel die Einweihung von Rathaus und Aquamobil, mit dessen Fertigstellung die City im April 1977 als vollendet galt.

Wegen der Großraumbüros sei keiner der Kollegen begeistert gewesen. Doch die erste eigene Rathaus-Kantine und die neuen Büromöbel in den Farben orange, braun und beige seien gut angekommen und bei Besichtigung viel bewundert worden, während Kritiker bemerkten: "Für so was haben die Geld." Doch die Konzentration von Ämtern sei auf jeden Fall vorteilhaft für Bürger gewesen. Durch die diversen Dienststellen sei man jetzt wieder auf dem alten Stand vor 1977. "Dem Bürger wird eine Menge zugemutet", betonte Schäfer.

Norbert Thimm, mehrfacher Deutscher Meister und Pokalsieger im Basketball, verriet den Hörern, dass er als gebürtiger Dortmunder nach wie vor Anhänger der Borussia sei und mit 2,07 Meter damals zu den längsten Spielern gehörte. Ob man zu der Zeit vom Basketball leben konnte, wurde er gefragt. In Spanien und Leverkusen sei das nur mit Beihilfen und Unterstützung durch Bayer möglich gewesen, so Thimm.

"Als ich von 1972 bis 1974 bei Real Madrid spielte, war ich der einzige Ausländer und habe eine schöne Zeit erlebt", erinnerte sich der einstige Kapitän, "aber das Geld verdienen in Deutschland fing es erst an, nachdem ich 1981 aufgehört hatte." Überhaupt galt Bayer zu der Zeit als Hochburg des Sports. "Heute ist davon wenig übrig geblieben", bemerkte Thimm, der ein altes blau-gelbes Plakat mitgebracht hatte.

Für den gebürtigen Brasilianer Herbert Wölfl markierte das Jahr das Datum seiner Einbürgerung. Inzwischen habe er sich einiges aufgebaut und sei gut integriert, beschrieb er.

Aber ist er auch angekommen? "Es fehlt noch etwas", sagte der Familienvater und ergänzte, es sei illusorisch zu denken, dass Flüchtlinge in zwei Jahren integriert seien. "Das dauert Generationen." Außerdem: "Es gibt einiges, das uns in Leverkusen nicht mehr gefällt", berichtete Wölfl. "Meine Kinder sind ausgezogen und wollen auf keinen Fall zurückkommen."

(gkf)
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