Leverkusen Abschied nehmen auf Büttenpapier

Leverkusen · Für Helmut Kohl liegt seit einer Woche das Kondolenzbuch aus. Etliche Seiten sind beschrieben. Eine Familie brachte sogar weiße Rosen.

 Einen Strauß weißer Rosne und Pfingstrosen hat eine an Kohls Tod anteilnehmende Leverkusener Familie neben das Kondolenzbuch gestellt. Darin können sich Leverkusener noch bis zum 12. Juli von Kohl verabschieden.

Einen Strauß weißer Rosne und Pfingstrosen hat eine an Kohls Tod anteilnehmende Leverkusener Familie neben das Kondolenzbuch gestellt. Darin können sich Leverkusener noch bis zum 12. Juli von Kohl verabschieden.

Foto: Stadt Leverkusen

Dass der Tisch mit der grauen Decke und der schwarzen Kladde etwas größer ausfällt, hat sein Gutes. Denn so hat ein Strauß aus weißen Pfingstrosen und Rosen Platz darauf. Ein Kärtchen steht vor der Vase. Familie Schmitz hat die Blumen hergestellt. Zum Gedenken an Altkanzler Helmut Kohl. "Eine Blumengabe neben dem Kondolenzbuch, das hatten wir bisher noch nicht", sagt Waltraud Gallert von der Abteilung Rat und Bezirke.

Sie ist seit 2015 unter anderem zuständig für die Kondolenzbücher bei der Stadt. Der Plural ist angebracht. "Auf den Tod von Helmut Schmidt am 10. November 2015 folgten drei Tage später die Anschläge von Paris, im März 2016 der Tod von Hans Dietrich Genscher, im August der von Walter Scheel, im Januar von Roman Herzog, jetzt von Helmut Kohl", zählt sie auf.

Und zu allen legte die Stadt ein Kondolenzbuch aus - jene Kladde mit eingelegtem schwarz geränderten Büttenpapier. "Ein Kondolenzbuch legen wir hin, wenn ein Staatsakt vom Bundespräsidenten bestimmt wird", berichtet Waltraud Gallert, aber auch wenn es hier im Hause so entschieden wird." Dann sucht die Stadtmitarbeiterin ein Bild heraus, steckt es in einen schlichten Rahmen, bindet schwarzes Band daran. Dazu kommt meist eine weiße Orchidee aus dem Bestand von Orchideenfreund und Abteilungsleiter Michael Molitor oder aus einem Blumengeschäft. Alles sehr pietätvoll gehalten, um Menschen, die sich verabschieden wollen, den passenden Rahmen zu bieten.

Und nicht jeder setzt nur seine Unterschrift aufs Papier. Der Hitdorfer Geschäftsmann Heinz Brinkschulte etwa notierte: "Dank für den persönlichen Handschlag in Berlin (Oktober '88). Als deutscher und europäischer Staatslenker habe ich Sie, Herr Dr. Kohl, in guter Erinnerung." FDP-Ratsfrau Monika Ballin-Meyer-Ahrens würdigte: "Ein wichtiger Baumeister Europas ist gegangen. Sehr traurig". Europa ist ein gutes Stichwort: Eine Schülergruppe aus Sedan/Frankreich notierte "Hommage à Helmut Kohl". Ein weiterer Dankeseintrag ist extra mit Füllfederhalter geschrieben worden. Viele Politiker-Namen finden sich auf den bisher acht beschriebenen Seiten. Bei Helmut Schmidt kamen 2015 rund 50 Seiten zusammen. "Das war viel", merkt Waltraud Gallert an. "Vielleicht auch, weil das Buch zu den Anschlägen von Paris direkt daneben lag." Auch in Schmidts Abschiedsbuch haben Leverkusener Dank notiert, ihn als Vorbild, Staatsmann und Politiker von Format bezeichnet. "Du warst noch einer der anständigen und redlichen Politiker", schrieb ein Unterzeichner etwa. Zu Genscher notierte der ehemalige FDP-Ratsherr Werner D. Ludwig: "Der schlaue Fuchs unter den Wölfen dieser Welt".

Einer der bewegendsten Einträge: "Es gibt Momente, da fehlen die Worte, um auszudrücken, was man fühlt. Da laufen nur die Tränen" ist in dem Kondolenzbuch zu Paris zu lesen, das Waltraud Gallert nach Ende der Auslage ans französische Konsulat in Düsseldorf schickte.

Wenn sie am 13. Juli das Buch für Helmut Kohl geschlossen hat, macht Gallert eine Kopie und schickt das Original zum Bundesinnenministerium. "Dort wird es gebunden und geht dann an die Familie des Verstorbenen oder ins Archiv", erläutert sie. Bis zum 12. Juli ist noch Zeit für alle, die sich von Helmut Kohl verabschieden wollen: Rathaus, Friedrich-Ebert-Platz, Foyer im 5. Obergeschoss.

(RP)
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