Leverkusen/Köln "A1-Rheintunnel ist noch nicht gestorben"

Leverkusen/Köln · Am Montag war Auftakt im Erörterungstermin zum Ausbau der A1 zwischen Köln-Niehl und dem Leverkusener West-Kreuz. Dabei schloss Straßen.NRW einen Tunnel unterm Rhein nicht völlig aus.

 Vielleicht doch ein Tunnel statt einer erweiterten Brücke in Leverkusen?

Vielleicht doch ein Tunnel statt einer erweiterten Brücke in Leverkusen?

Foto: UM

Die Stadthalle Köln-Mülheim hat Platz. Kleiner und großer Saal zusammen bieten um die 1000 Sitzplätze. Gestern waren es nach Besucherangaben ein paar weniger, denn in den ersten Reihen beim Erörterungstermin "im Planfeststellungsverfahren für den Ausbau der Bundesautobahn A1 zwischen der Anschlussstelle Köln-Niehl und dem Autobahnkreuz Leverkusen-West", zu dem die Bezirksregierung Köln eingeladen hatte, gab's Tische. Und an denen saßen hauptsächlich Leverkusener. "Es sind wenige Leute aus Merkenich hier", merkte eine Kölnerin an. Geladen war, wer einen Einwand gegen die neue Rheinbrücke eingereicht hatte. Und da ging nach RP-Informationen der Ärger gleich los. "Ich habe für die Bürgerliste Antworten bekommen, für private Einwände nicht", soll Erhard Schoofs, Fraktionschef der Bürgerliste, in der ersten Reihe sitzend moniert haben. Etliche der an die 200 Anwesenden klagten über teils fehlende Antworten, hieß es weiter.

Versammlungsleiter Andreas Hein (Bezirksregierung) habe versucht zu beruhigen. Zunächst vergeblich, denn bei der Erläuterung, warum der Termin unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfände (um den Bürgern den Druck beim Reden zu nehmen, hieß es), biss er laut Anwesenden auf Granit. "Sie haben keine Schnitte, wenn Sie nicht die Öffentlichkeit zulassen", habe ein Teilnehmer kommentiert, ein anderer habe auf eine Regel gepocht, die erlaubt, die Öffentlichkeit während der Versammlung herzustellen.

Erhard Schoofs (Bürgerliste) lieferte sich manches Wortgefecht mit den Behörden-Fachleuten - und riskierte "faste ein Gelbe Karte" vom Versammlungsleiter.

Erhard Schoofs (Bürgerliste) lieferte sich manches Wortgefecht mit den Behörden-Fachleuten - und riskierte "faste ein Gelbe Karte" vom Versammlungsleiter.

Foto: Miserius Uwe

Der Disput - die Presse-Öffentlichkeit wurde dann doch zugelassen - zeigte die Gemengelage insgesamt: Offensiv agierende Bürger, darunter verbalkampferprobte Politiker wie Schoofs und Dr. Hans Klose (SPD) und im Thema versierte Argumentateure wie Dipl.-Ing Rolf Kraneis, treffen auf in die Defensive gedrängte Planer der Behörden.

Projektleiter Thomas Raithel bekam für seinen Vortrag zum Vorhaben zart Applaus. Als Hein sich nach Verständnisfragen zum Vortrag erkundigte, fühlte sich mancher berufen, schon auf sein Spezialthema einzugehen - vom Fehlen "echter Fahrradwege. Das sind nur Servicewege" über Brückenkontrollen bis zum Zeit- und Kostenplan.

Leverkusens Finanzdezernent Frank Stein war gestern für die Stadt im Termin, bei dem es mitunter nicht zimperlich zur Sache ging.

Leverkusens Finanzdezernent Frank Stein war gestern für die Stadt im Termin, bei dem es mitunter nicht zimperlich zur Sache ging.

Foto: Uwe Miserius

Aufregung kam bei der Frage auf, warum Straßen.NRW von einem achtspurigen Ausbau spreche, wo auf den Skizzen zum Neubau zwölf Spuren zu sehen seien. Christoph Jansen (Straßen.NRW): "Es gibt pro Seite vier durchgängige Spuren, dazu zweistreifige Auf- und Abfahrten." Diese Ein-/Ausfädelspuren auf der Brücke durchlaufen zu lassen, mache wegen der hohen Verkehrsbelastung Sinn. Falsch sei die Annahme, es laufe eine zwölfspurige Autobahn durch ganz Leverkusen.

Auch die Idee eines Rheintunnels ist laut Jansen nicht gestorben. "Wir haben vom Bund nur den Auftrag des achtspurigen Ausbaus der Strecke zwischen Niehl und Leverkusen zu planen." Das könne mittels Brücke oder Tunnel geschehen. Warum man eine Brücke plane, die in 60 Jahren wieder kaputt sei? - Antwort: Straßen.NRW gehe davon aus, dass sie 100 Jahre hielte. Fragen zur Deponie Dhünnaue (Verursacherhaftung; Muss man auch an die Currenta-Deponie dran?), zu Gutachten und Varianten kamen auf. Veranstaltungsleiter Hein ließ es zu, auch "wenn es sich hierbei nicht um Verständnisfragen handelt".

Ans Eingemachte ging es eigentlich erst, als Hein die Themen-Tagesordnungspunkte einleitete. Bis dahin hatte Schoofs Straßen.NRW ermahnt: "Was reden Sie, der Bund hätte Straßen.NRW den Auftrag erteilt. Sie haben Planungshoheit. Hören Sie doch mit dem Lügen jetzt mal auf."

(RP)
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